Neues Galileo-Buch: Apps mit HTML5 und CSS3
20. Juli 2012
Ich mach’ das ja ganz gerne, wenn auch nicht immer zeitnah. Also, Rezensionen schreiben für Fachbücher, die mir von Verlagen kostenlos zugesendet werden. In diesem Falle hat es mich aber tatsächlich besonders interessiert, weil die beiden Autoren von »Apps mit HTML5 und CSS3: für iPad, iPhone und Android« keine Unbekannten sind: Florian Franke betreibt mit Laker ein feines webbasiertes Magazin-Framework, bei dem am Ende native Magazin-Apps für Tablets und Smartphones herauspurzeln. Florian hat, wie ich, an der FH Mainz Design studiert, und ich konnte ihm vor einen Jahr mal einen experimentellen Job vermitteln. Guter Mann!
Johannes Ippen hingegen ist einer der beiden Aside-Magazin-Schöpfer und hat ebenfalls vor etwa einem Jahr bewiesen, dass Touch-Magazine auf HTML5-Basis möglich sind, aber für die aktuellen Geräte-Generation noch ein wenig zu anspruchsvoll. Dazu hatte ich damals auch ein kleines Video gemacht.
Die beiden wissen also, was sie tun. Und sie haben sich entschieden, was gemeinsam zu machen, nämlich ein Galileo-Buch über die Konzeption und Umsetzung von webbasierten Apps für mobile Plattformen zu schreiben. Gleich vorweg: Ich konnte das Buch aus zeitlichen Gründen nur überfliegen, deswegen bitte ich um Nachsicht, wenn die nächsten Zeilen ein wenig vage formuliert sind.
Zunächst das Negative: Was mich an diesem (und übrigens an vielen anderen Fachbüchern) stört, ist das erste Drittel, in dem Gott und die Welt erklärt wird. Was ist eine App? Wie schreibt man HTML? Wie setze ich einen lokalen Webserver auf? Was macht eigentlich dieses CSS? Diese Grundlagen sind reines Füllmaterial, lieblos zusammengestellt und vollkommen nutzlos: Für den HTML-Kenner gibt es nichts Neues zu erfahren, der HTML-Neuling wird vom Husch-Husch dieser Kapitel komplett überrollt. Warum ist es nicht möglich, ein Buch zu schreiben und HTML/CSS-Kenntnisse einfach mal vorauszusetzen, bzw. auf die anderen Bücher des Verlages hinzuweisen, die zum Einstieg ergänzend hinzugezogen werden könnten? Ich tippe auf offizielle Verlags-Policy, denn Spaß gemacht hat das Verfassen dieser Einsteiger-Kapitel sicher nicht. Aber das Buch hat gleich 100 Seiten mehr. Fühlt sich nicht gut an.
Interessanter wird es dann definitiv, wenn es um die Konzeption von mobilen Apps geht. Hier werden schön die verschiedenen UI-Patterns erläutert, auf die unterschiedlichen Nutzungsszenarien eingegangen, nochmal die Stärken und Schwächen von Web-Apps und nativen Apps miteinander verglichen usw. Es lohnt sich, hier noch einmal genauer mitzulesen, auch wenn man sich schon als Experte fühlt – man bekommt sicher noch ein paar wertvolle Denkanstöße!
Dann stürzen sich die Autoren in die Praxis und nehmen die wichtigsten Aspekte der mobilen Webapp-Entwicklung unter die Lupe: Zu Fuß per selbstgeschriebenem HTML/CSS, danach mit Unterstützung durch die zwei gängigsten Frameworks (jQuery Mobile und Sencha Touch), und am Ende auch mit nativer Veredelung über PhoneGap. Dazu wird beschrieben, wie man per JavaScript-API mit Geo-Positionierung und Accelerometer umgeht.
Das alles wird anhand von sehr sinnigen und durchaus cleveren kleinen Beispielprojekten erläutert, und zwar stets mit einem Blick auf eine funktionierende Crossplattformfähigkeit, sprich: Die Entwicklung und das Testen (und natürlich die Screenshots im Buch) passieren immer parallel unter iOS und Android.
Das Buch selber ist in Schwarz-Weiß gehalten, was wohl dem niedrigen Preis geschuldet ist, und meines Erachtens aber okay geht. Vom Schreibstil bin ich nicht allzu begeistert; er wirkt an vielen Stellen doch allzu kumpelhaft und bemüht witzig. Kann man sicher mal machen, aber der Rahmen will nicht so recht dazu passen. Das Stil-Korrektorat hätte hier sicher noch einiges glätten können, um den Text geschmeidiger fließen zu lassen.
(Mir ist klar, dass ich an diesen Worten gemessen werde, wenn im Herbst mein #webtypobuch erscheint, aber sei’s drum.)
Insgesamt kann ich dem Werk einen Daumen nach oben geben. Es beinhaltet alle wichtigen Informationen über die Entwicklung von webbasierten mobilen Apps, auch wenn es nicht unbedingt als ewiger Klassiker in die Geschichtsbücher eingehen wird. Für 30 Euro eine Empfehlung von mir!