Mein neuer Bluetooth-Kopfhörer

Und schon wieder ein Hi-Fi-Artikel hier im Webdesign-Blog, aber was soll’s – ich hab früher sogar über Bundeswehr-Essen geschrieben. Und wir sind ja unter uns!

Relativ zeitgleich mit Kollege Schlingel-Wölfle habe ich mich die letzten Wochen auf dem Markt für hochwertige Bluetooth-Kopfhörer herumgetrieben, und zwar speziell bei solchen Modellen, die man als „Over-Ear“ oder sogar „Around-Ear“ bezeichnet. Dabei waren mir zwei Eigenschaften besonders wichtig: Exzellenter Klang und hoher Tragekomfort. Es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren (Bluetooth-Stabilität, Verarbeitung, Bedienung, Design, Street Cred), doch diese waren für mich nicht unbedingt ausschlaggebend.

Am Anfang dachte ich, es muss unbedingt ein Modell mit aktivem Noise Cancelling sein, denn NC ist Zukunft und High-Tech und alle coolen Menschen stehen drauf. Also habe ich mir drei entsprechende Geräte im direkten Vergleich angehört: Den frisch erschienenen Bose QC35, den MOMENTUM WIRELESS aus dem traditionsreichen Hause Sennheiser, sowie den in bunten Farben erhältlichen MDR-100ABN von Sony.

Das überraschende Fazit meines Tests: Ich stehe nicht auf Noise Cancelling! Beim Aufsetzen der Ohrmuscheln fühlt es sich an, als ob ein Unterdruck an meinen Ohren saugt, und die hermetische Abschottung von der Außenwelt fühlt sich befremdlich an.

Sennheiser

Dem Klang tut NC freilich gut. Dabei hat jeder der drei Kandidaten eine eigene Charakteristik: Sennheiser strotzt mit absolut stabilen Bässen, die wie ein Fels in der Brandung stehen und unbegrenztes Potenzial besitzen. Leider ist die gesamte Aussteuerung mir persönlich ein wenig zu stark auf diesen mächtigen Bass fokussiert und in den mittleren Bereichen zu schwach. Ein ähnliches Phänomen beobachte ich bei meinen bisherigen Kabelkopfhörern, den Sennheiser HD 590. Es gibt sicher viele, die das mögen – ich gehöre nicht dazu. Aber ich respektiere es, weil es trotz allem nichts mit dem übertrieben vulgären und inakzeptablen Bass der berüchtigten Beats-Modelle zu tun hat.

Sony

Der Sony macht einen ordentlichen Job, was die Ausgewogenheit des Klangbildes angeht, schlampt aber bei Präzision und Räumlichkeit, insbesondere im direkten Vergleich mit den Kontrahenten. Alles tönt ein bisschen verwaschen und flach, was schade ist und der Preisklasse 300+ nicht gerecht wird.

QC35

Mein Klangfavorit ist der QC35, bei dem mir die Aussteuerung und die Präzision außerordentlich gut gefällt. Man merkt zwar, dass der Bass nicht die akustische Power eines Sennheisers besitzt, doch es reicht immer noch dicke aus für die allermeisten Musikgenres.

Das Bose-Modell ist gleichzeitig auch Weltmeister im Tragekomfort, er sitzt völlig natürlich am Kopf und stört nicht im geringsten. Das kann man in dieser Form weder von Sony noch von Sennheiser behaupten. Für Leute mit großen Ohren dürfte Sony keine Option sein, und das Sennheiser-Gerät ist nicht unbedingt das leichteste, sitzt auch relativ stramm am Kopf.

Dennoch: Noise Cancelling ist offenbar nichts für mich, also gingen die drei Spitzenmodelle allesamt zurück und ich bestellte zwei weitere Kopfhörer, nämlich den Bose SoundLink around-ear II und den B&O Play H7.

Soundlink

Man könnte meinen, dass der „kleine“ Bose einfach nur ein QC35 ohne NC ist, denn er sieht fast genauso aus und trägt sich auch genauso toll. Doch dem ist ganz offensichtlich nicht so. Dem SoundLink fehlt leider eine ganz gehörige Portion Bass. Und das muss schon was heißen, wenn ich das so schreibe! Es hat mich sehr gewundert, wie unterschiedlich die beiden Bose-Modelle klingen, obwohl ihr Erscheinungsdatum weniger als ein Jahr auseinanderliegt. Das kann es also leider auch nicht sein, was schade ist, denn man bekommt dieses Modell gerade recht günstig bei diversen Online-Händlern (ab ca. 210 Euro).

Beoplay

Ein ganz anderes Kaliber ist hingegen der H7 von Bang & Olufsen bzw. deren Mainstream-Marke „B&O Play“ bzw. „Beoplay“. Dieser Kopfhörer klingt wirklich fantastisch und entspricht zu 95% dem Klangbild, was ich mir versprochen hatte, als ich mich auf die Suche gemacht habe! Stabile, differenzierte Bässe, eine selbstbewusste Mittelfraktion und sehr klare Höhen machen das Klangbild rund, natürlich und in angenehmer Dosierung auch druckvoll. Ein bisschen trauere ich zwar dem Tragekomfort der Bose-Geräte nach, doch auch der H7 trägt sich hinreichend bequem. Er filtert die Außengeräusche nicht so perfekt und wird auch ein bisschen warm nach einer gewissen Zeit, aber das liegt auch ein wenig in der Natur der Sache. Zugegeben – die Touchbedienung ist großer Quatsch und funktioniert nichtmal annähernd zuverlässig. Geschenkt! Ich navigiere eh primär über das iPhone.

Bei Amazon gab es die H7 neulich zu einem Schnäppchenpreis für alle Prime-Kunden, allerdings nur in der zweithässlichsten Farbe (beige). Die hässlichste Farbe (grau) kostet aber wohl dauerhaft 40 Euro weniger als das Standard-Schwarz, welches derzeit mit 356 Euro zu Buche schlägt. (UVP liegt bei 449 Euro)

Mir ist klar, dass mehr als 150 Euro für einen Kopfhörer eine absolute Luxus-Anschaffungen ist. Man kann sich auch für 50 Euro sehr anständige Bluetooth-Over-Ears shoppen, bei denen man hübsch Musik hören oder Podcasts lauschen kann. Mir ging es aber primär darum, das klanglich Beste und komfortmäßig Angenehmste zu kaufen, was man zu normalen Nicht-Esoterik-Konditionen bekommen kann.

Ich hoffe in jedem Falle, dass ich nun für die nächsten 10–12 Jahre viel Freude am Lauschen der Musik haben werden. Audiophile schwören ja auf verlustfreies TIDAL-Streaming, wenn es denn schon unbedingt Bluetooth sein muss, was ja ebenfalls nochmal böse Datenkompression betreibt. Ich denke aber, auch Apple Music ist in Ordnung :-)