AppleTV: Eindrücke aus der Praxis
14. Januar 2011
Ob das AppleTV 2 ein echter Weihnachtshit gewesen ist, kann ich gar nicht sagen und bin auch zu faul zum Recherchieren. Was ich aber möchte: meinen kleinen Erfahrungsbericht mit dem schmucken Gerät fortsetzen, den ich bereits Anfang Oktober begonnen habe.
Inzwischen habe ich ein paar Anwendungsfälle für das Gerät in realistischer Privatatmosphäre getestet und muss sagen, dass hier zwar keine Revolutionen stattgefunden haben, aber doch die eine oder andere Nettigkeit meinen Alltag ein wenig angenehmer gemacht hat.
Fangen wir mit dem Banalen an: Bildschirmschoner. Seit einigen Wochen habe ich mir ein Flickr-Schlagwort als Datenquelle für den Bildschirmschoner des AppleTV ausgesucht (»Spiekeroog«) und bekomme nun stets die aktuellen Bilder aller Flickr-User zu diesem Thema auf den Schirm. Ein bisschen Ken-Burns-Pseudoschwenks dazu – die perfekte Vorfreude-Einstimmung auf meinen Winterurlaub!
Ebenfalls in reger Benutzung ist die Podcast-Funktionalität. Wobei ich auf der Couch natürlich nicht etwa Bits und so oder Chaosradio höre, sondern mir eher TED-Vorträge oder Quarks & Co. ansehe. Auch nicht als Abonnement, sondern einzelne Stücke, die ich aus der Liste nach Themen auswähle. Das ist schon sehr nett, und es wäre extrem wünschenswert, wenn mehr TV-Sender den Mumm hätten, ihre Sendungen in voller Länge als Podcast zur Verfügung zu stellen. Das Stöbern und Navigieren in den Podcast-Rubriken jedenfalls ist sehr lean-backig und macht durchaus Laune.
Seit dem jüngsten iOS-Update hinzugekommen ist auch endlich die langerwartete AirPlay-Funktion. Sie ermöglicht das lokale Streamen von iPhones oder iPads auf den großen Bildschirm, der mit dem AppleTV verbunden ist. Und was soll ich sagen? Es funktioniert prinzipiell, wenn auch nicht völlig perfekt. Zum einen kann man nur dann Bewegtbild und Ton streamen, wenn die Inhalte von der offiziellen iPod- oder Video-Applikation des Quellgerätes aus gestartet werden. H.264-Videos aus dem Mobile Safari beispielsweise müssen sich mit Audio-only begnügen, was absurd ist und sicher keine technischen Gründe hat. Zum anderen dauert es teilweise sehr lange (bis zu 30 Sekunden), bis ein Airplay-Video tatsächlich losspielt. Ich schiebe das auf meine »betagte« WLAN-Geschwindigkeit, da ich zuhause nur ein g-Netzwerk fahre und nicht mit n-Geschwindigkeit dienen kann. Auch der schnelle Vor- und Rücklauf per AppleTV-Fernbedienung klappt manchmal eher schlecht als recht. Wenn das Video aber mal läuft, funktioniert diese Sache mit dem AirPlay hinreichend gut! Hat absolut was für sich, wenn man einfach sein iPhone als Datenträger und Fernbedienung in einem verwenden kann!
Das vierte Einsatzgebiet sind natürlich die Mietfilme! Ich habe mir inzwischen drei sehr unterschiedliche Streifen angesehen (Plastic Planet, Toy Story 3 und Ferris macht blau), und komme zu dem Schluss, dass die HD-Bildqualität der »richtigen« Filme deutlich besser ist als die so mancher »Vorschau«… Hier gibt es kaum zu meckern! Die Filme waren innerhalb weniger Sekunden nach der Mietentscheidung einsatzbereit und konnten gestartet werden. Ruckler oder sonstige Probleme gab es nicht. Ob ich Toy Story und Ferris auch in der originalen englischen Fassung hätte gucken können, weiß ich gar nicht, weil ich mich meist eh mit der deutschen Synchro zufrieden gebe.
Eine Katastrophe ist natürlich immer noch das Repertoire der Filme, und hiermit steht und fällt meines Erachtens das gesamte Angebot! Es wird einem buchstäblich der alte Käse aufgetischt – besonders anschaulich am Beispiel Harry Potter: Teil 1-4 kann man sich am AppleTV direkt für 4 Euro leihen, Teil 5 und 6 könnte man sich lediglich am Mac für 10 Euro kaufen, was vielleicht noch ein okayer Preis wäre, wenn man den Film wirklich öfter sehen wollte.
Dass einem die Filmstudios nicht die Wahl lassen, sich einen Film nur einmal auszuleihen, verstehe ich nicht. Denn die Alternative ist es doch für viele, sich die DVD zu shoppen und dann sofort weiter zu verkaufen. Keine Ahnung, wieviele Besitzer so eine durchschnittliche Kauf-DVD im Laufe ihrere Lebenszeit hat!
Da hat man beim Vermieten von Filmen mal eine klitzekleine Sparte gefunden, bei dem die Kunden ein DRM-System akzeptabel finden, und die Industrie steigt nicht mal drauf ein…
Fazit: Für mich funktioniert das AppleTV, gerade für seinen geringen Preis, ganz gut. Ob ich es weiterempfehlen würde, hängt in erster Linie davon ab, wie sich das mit dem Mieten weiterentwickelt. Ich sag ja nur: Meine LOST-DVDs sind jetzt allesamt bei eBay. Wenn ich mir eine komplette Staffel für 25 Euro im AppleTV hätte mieten können, wäre bei eBay jetzt eine Reihe von DVD-Box-Sets weniger am Start. Überlegt euch das mal, ihr Brainiacs von der Filmverleihindustrie!