Zählsysteme im Copy-Shop
16. August 2010
In Würzburg gibt es einen traditionsreichen Copy-Shop, der einerseits ähnlich komisch und cheesy ist, wie alle anderen Copy-Shops in allen anderen Städten: Völlig indiskutables eigenes grafisches Auftreten (obwohl tagtäglich begabte Designer ein und aus gehen), gemischt-freundliche Fachkräfte, und das gesamte Interieur ist ein wenig zerlumpt und müllig.
Soweit, so normal.
Dieser Copy-Shop jedoch hat eine echte Attraktion zu bieten, nämlich ein selbstgebautes Abrechnungssystem, das so archaisch daherkommt, dass man einfach nur staunen muss. Seit ich denken kann, und sicher schon viel länger, benutzt dieser Copy-Shop selbstgeschnitzte, butterförmige Holzquader mit unten eingeschlagenen Metallstiften als mobile Zählmodule. An jedem Kopierer ist eine Ablagefläche für diese Module angebracht (ebenfalls aus uraltem, abgegriffenen Holz und Metallstiften). Man legt das Zählmodul in die Ablage, und kann nun mit dem Kopieren oder Drucken beginnen. Die Daten werden an der Kasse auf einem riesigen Schaltpult mit blinkenden Lichtern erfasst, das Scotty auf der Sechziger-Jahre-Enterprise die Freudentränen in die Augen getrieben hätte.
Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selber gesehen hat. Hochmoderne Kopieranlagen mit allem drum und dran, und drangeflanscht eine uralte, selbstgebaute, elektrische Holzkästchen-Lösung. Dass hier überhaupt eine Schnittstelle vorhanden ist, wundert mich schon extrem. Wie geht sowas? Ist das nicht irgendwann peinlich im Jahr 2010? (Fliegende Autos, Essen aus Tuben …)
Kennt ihr bei eurem lokalen Copy-Shop ähnlich prähistorische Selbstbau-Lösungen? Ist das gar etwas Normales in dieser Branche?