Was ist ein Freelancer und was nicht?
28. März 2008
Ob man es glaubt oder nicht, aber bis vor einigen Wochen war mir nicht so richtig klar, dass ich gar kein klassischer Freelancer bin. Beziehungsweise habe ich gar keine Unterscheidung gemacht zwischen Freelancern und … hmm … Selbstständigen? Da fangen die Definitionsschwierigkeiten schon an!
Aber erstmal einen Gang zurück: Was stellt man sich unter einem klassischen Freelancer vor? Wie ich jetzt von diversen Leuten gelernt habe, ist das ein Designer oder Programmierer, der keine eigenen Kunden hat, sondern für mehrere Agenturen tätig ist, dort meistens direkt vor Ort arbeitet und zwar in der Regel projektbezogen mehrere Tage oder Wochen am Stück. Ein Söldner. Er benötigt also an sich kein eigenes Büro und keine eigene Zeiterfassung, manche Grafiker haben nicht mal einen ordentlichen eigenen Rechner mit entsprechender Software, weil sie das alles in den Agenturen gestellt bekommen.
Und obwohl ich das alles mehr oder minder wusste, war es mir gar nicht klar, dass mich manche Leute für diese Art von Freiberuflern halten könnten. Leute auf XING zum Beispiel! Dabei läuft es bei mir ganz anders ab: Ich arbeite zu 90 Prozent für eigene Kunden, mache meine komplette Organisation und Verwaltung selber und sitze seit ein paar Wochen auch in einem eigenen kleinen Büro. Von daher könnte man praegnanz.de durchaus als kleine Agentur bezeichnen, auch wenn ich natürlich kein Gewerbe angemeldet und keine juristische Person erschaffen habe.
Und ich merke zunehmend, dass dies ein vergleichsweise angenehmer Zustand ist. Denn die Art und Weise, wie in der Freelancer-Welt Aufträge vergeben werden, ist heftig! Da bekommt man eine Mail, ob man nicht ab übernächster Woche für zwei Monate in Berlin arbeiten möchte. Oder von April bis August in Ulm. Es schmeichelt natürlich sehr, dass man soviel Vertrauen in meine Arbeit hat, dass man mich direkt vor Ort einsetzen möchte. Und prinzipiell habe ich auch nichts dagegen, das mal zu machen. Aber doch bitte nicht gleich nächste Woche, und dann gleich 8 Wochen en bloque bloc! Ich habe schließlich noch einige andere Kundenprojekte zu betreuen und ggf. abzuschließen, und nicht zuletzt gibt es auch noch ein Privatleben mit Freunden und Partnerin!
Wer von diesen Aufträgen abhängig ist, führt offenbar ein sehr spontanes, rastloses und anstrengendes Leben. Das wäre nichts für mich. Und glücklicherweise scheinen meine Künste derzeit noch hoch im Kurs zu stehen. Sollte sich das mal ändern, schließe ich natürlich gar nichts aus. Aber solange es geht, will ich lieber kein Söldner sein, sondern eigene Kriege führen!