Was ist das mit diesem Chrome Frame?

Google hat etwas gemacht, was einem alten Traum jedes Webdesigners gleichkommt: Die Rendering- und JavaScript-Engine eines Browsers gegen eine andere zu ersetzen.

Google Chrome Frame ist ein Plugin für Internet Explorer 6, 7 und 8, welches aktiv wird, sobald eine besuchte Website im Headerbereich eine spezielle Meta-Information anbringt. Das Plugin springt an und ersetzt die unfähige IE-Rendering-Engine mit dem bewährten Webkit, sowie die lahme JavaScript-Engine mit dem pfeilschnellen V8.

Die Gründe dafür sind klar: Google möchte, dass möglichst viele Browser in der Lage sind, die technisch anspruchsvollen Webanwendungen aus dem eigenen Hause in angenehmer Geschwindigkeit und ohne allzuviele Fehler zu fahren. Gerade das in Kürze startende Google Wave wurde gar nicht erst im IE getestet, sondern läuft nur unter modernen Browsertechnologie. Somit müssen die IE-Nutzer keinen neuen Browser, sondern lediglich ein Plugin installieren, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.

Jeder halbwegs mitdenkende Leser wird sich nun unweigerlich folgende Fragen stellen:

  • Ist der gemeine IE-Nutzer nicht eh total ahnungslos und wird von Chrome Frame nichts wissen wollen? (Antwort: Nicht, wenn er von begehrten Webservices wie »Google Wave« darauf hingewiesen wird, dass so ein Plugin nützlich sein kann.)
  • Darf der im Unternehmens-Netz gefangene IE-Anwender ein Browser-Plugin installieren, wenn ihm die Installation eines anderen Browsers untersagt ist? (Antwort: Hängt von der IT-Abteilung ab. Manche schreiben IE6 lediglich aufgrund der dort noch vorhandenen Spezial-Netzwerk-Funktionen vor. Andere sind viel paranoider, bei denen wird das nie funktionieren.)
  • Wird Microsoft sich von diesem Google-Vorstoß beeindrucken lassen und die Abschaffung des IE6 weiter vorantreiben? (Antwort: nein.)

(Das Argument mit Google Wave wird von Eric stark vertreten, aber das lasse ich so nicht gelten: Als paranoider IT-Abteilungsleiter vertraue ich doch keinem neuartigen Cloud-Service im Beta-Stadium. Und wenn Google draufsteht, ist es für die IT-Leute prinzipiell ein Cloud-Service, auch wenn man das auf dem eigenen Server installieren kann.)

Meine Meinung zu der ganzen Sache: Wenn auch nur 20 Prozent der gezwungenen IE6-Nutzer mittels Chrome Frame Zugang zu modernen Webanwendungen zu erhalten, ist schon viel getan. Jeder einzelne protestierende Arbeitnehmer (»Ich will endlich das Web nutzen wie alle anderen Menschen auch!«) ist hier gefragt, das bei der IT für sich einzufordern. Dies ist also auch ein Aufruf an alle, die sich bisher vergeblich für alternative Browser am Arbeitsplatz abgerackert haben. Nun kann man über das Hintertürchen (»Ist ja nur ein Plugin!«) vielleicht was erreichen. Schaun ’mer mal.

Übrigens: Es ist durchaus interessant zu sehen, dass der Internet Explorer 8 innerhalb der Gesamt-IEs ständig mehr Marktanteile bekommt. Logisch. Doch es ist nicht etwa der IE6, sondern zum großen Teil der IE7, der für diese Anteile bluten muss. Es kristallisiert sich immer stärker heraus, dass es zwei Generationen von IEs gibt: Die im System verankerten IE6 und kleiner, sowie die eher standalone-orientierten IE7 und höher.