Warum Macromedia Dreamweaver keine Zukunft hat
5. Oktober 2004
Der Typo3-Faktor
Die Verwaltung umfangreicher Websites oder Weblogs ist effizienter über webbasierte Content Management Systeme.
Der Mozilla-Faktor
Die Grundfunktionen zum Erstellen kleinerer Websites oder Template-Dummies beherrschen selbst kostenlose Applikationen.
Der CSS-Faktor
Das WYSIWYG-Prinzip verliert für die Web-Entwicklung an Bedeutung, weil es heute auf Trennung von Inhalt und Layout sowie sauberen Quellcode ankommt.
Der Google-Faktor
Umstritten, aber und ich glaube trotzdem inzwischen nicht mehr so sehr daran: Das von WYSIWYG-Editoren bevorzugte tabellenbasierte Seitenlayout behindert die Indizierung bei den führenden Suchmaschinen.
zu 1.) Natürlich gibt es auch noch Zope und unzählige kostenpflichtige Systeme. Doch das Prinzip ist bei allen das Gleiche: Warum sollte ich mit einem teuren Client-Programm und FTP- oder WebDAV-Techniken rummurksen, wenn ich alles am lebenden Objekt im Web praktizieren kann? Es gibt keinen Versionswirrwarr, alle CMS haben eine Userverwaltung, können mit Bildern umgehen und sind dank Templates auch ohne große Vorkenntnisse für Redakteure leicht zu erlernen. Natürlich ist es relativ kompliziert, ein umfangreiches CMS richtig aufzusetzen und so einzurichten, dass alle damit bequem arbeiten können. Aber bei großen Web-Projekten lohnt sich das auch und zahlt sich letztlich aus mit der gesparten Zeit und dem gesparten Geld. Auch für kleinere Sites oder Weblogs gibt es seit einiger Zeit gute CMS, es gibt also fast keine Ausrede mehr, statische Seiten mit Dreamweaver zu basteln.
zu 2.) Ich habe mit Dreamweaver eigentlich immer nur Einzelseiten gebaut. Die Site-Verwaltung war mir zu doof, auch das integrierte Template-System ist eine furchtbare Erfindung. Doch für Einzelseiten ist Dreamweaver nun mal gnadenlos überdimensioniert. In Mozilla integriert ist ein kleiner Web-Editor. Der kann alles, was man so können muss, ist kostenlos und ähnlich einfach zu bedienen. Zudem ist eine Gecko-Browser-Vorschau naturgemäß immer nur einen Mausklick entfernt und elegant eingebunden. Für den Hobby-Homepage-Bastler ist dies das richtige Tool.
zu 3.) Wozu einen fetten WYSIWYG-Editor, wenn meine XHTML-Seiten doch nur aus simpelstem Code bestehen (sollten)? Ein paar schlanke Tags hier und da, den Rest macht CSS. Dafür brauche ich kein Monstrum. Das mache ich im Texteditor, habe den Quellcode im Griff und kann unschönes Dreamweaver-Gewuchere sehr leicht verhindern. Code ist poetry.
zu 4.) Muss ich dazu noch viel sagen? Es hängt mit Punkt 3 zusammen: Wer sauberen, schlichten, semantischen Quellcode hat, wird von Google geliebt. Google wiederum wird von den Usern geliebt. Somit hat man die besten Chancen, von den Usern geliebt (aber vor allem gefunden) zu werden, wenn man auf Dreamweaver-typische Tabellen verzichtet, per Hand coded und sich eine sinnvolle Tag-Anordnung überlegt.
Mag sein, dass Dreamweaver immer besser wird und auch immer mehr XHTML-Fähigkeiten hat. Trotzdem halte ich ihn für ein unnötiges Produkt. In Zukunft sollte das so aussehen: Anfänger bauen ihre statischen Seiten mit Mozilla oder einem anderen kostenlosen/kostengünstigen Programm. Profis bauen Dummy-Seiten und Templates mit dem Texteditor und setzen sie in einem CMS nach Wahl ein.
Gut zu wissen 1: Jedesmal, wenn ich Macromedias Dreamweaver erwähne, meine ich damit gleichzeitig Adobes GoLive.
Gut zu wissen 2: Ich selber habe Dreamweaver von Version 2.0 bis MX benutzt – bis ca. Februar diesen Jahres.