Vera Sans Mono

Vera Sans Mono

Die Bitstream Vera Sans Mono, wie sie vollständig genannt wird, erschien im Jahr 2003 und ist das Ergebnis einer Kooperation der GNOME Foundation und Bitstream. Erstere baut Linux-Desktops, letztere baut vor allem Schriften. Der Plan war, gemeinsam eine kostenlose Hybrid-Schrift auf den Markt zu bringen, die mit allen wichtigen Computerplattformen kompatibel ist, auf dem Bildschirm eine gute Figur macht, aber auch ausgedruckt hübsch anzusehen ist.

Die Vera gibt es auch als Vera Serif und als Vera Mono. Zunächst interessiert mich jedoch vor allem die Vera Sans Mono – sie ist zufälligerweise auch zu meiner neuen Korrespondenz-Schrift geworden und hat als solche die Monaco ohne großen Kampf abgelöst.

Exkurs: Monospace-Schriften

Wirklich brauchbare Monospace-Schriften sind gar nicht so häufig anzutreffen, wie man glauben sollte. Gemeint sind Schriften, bei denen jeder Buchstabe und jedes Zeichen exakt die gleiche Breite besitzen. An und für sich könnten diese Schriften schon ausgestorben sein, denn Monospace-Schriften sind das Resultat von technischen Unzulänglichkeiten: Mechanische Schreibmaschinen und ASCII-Text in einer nichtgrafischen Nutzeroberfläche. Mit beidem kommt der durchschnittliche moderne Mensch kaum noch in Berührung. Dennoch ist es sinnvoll, die Monospace-Schriftkultur zu pflegen. Warum?

Am Bildschirm

Alle Menschen, die mit Quellcode arbeiten müssen, also Programmierer, Web-Designer und Windows-Registry-Manipulierer, brauchen die Übersicht, die Monospace bietet: Jede Zeile hat gleich viele Zeichen, die Einrückungen werden im Raster ausgerichtet, man kann entspannt Leerzeichen setzen, wo es den Code übersichtlicher macht.

Bei Tabellen

Es ist unendlich viel einfacher, Tabellen zu setzen, wenn alle Zeichen und Ziffern die gleiche Breite haben. So spart man sich das manuelle Ausgleichen: Alles ist automatisch am richtigen Ort.

In der Korrespondenz

Das hat nun eher historische Gründe. Ein Brief in einer Monospace-Schrift wirkt persönlicher. Denn fast jede dieser Schriften erinnert uns an die mechanische Schreibmaschine. Und somit denken wir unterbewusst, dass dieser Brief extra für den Empfänger getippt wurde. Im Gegensatz dazu wirkt ein in einer Proportionalschrift gesetzter Brief immer wie eine richtige Drucksache, vor allem, wenn er aus dem Laserdrucker kommt. Sie suggeriert hohe Auflage und wenig Personalisierung. Außerdem hat die Monospace-Schrift den Vorteil, dass man einige detailtypografischen Spitzfindigkeiten wie halbe Leerzeichen, viertel Leerzeichen oder manuelles Unterschneiden außen vor lassen kann/muss: Die Abstände sind fest und basta – auch eine Erleichterung für den Verfasser. (Es gibt sogar Typografen, die das Setzen von falschen Anführungszeichen beim Satz mit Monospace-Schrift erlauben – soweit würde ich allerdings nicht gehen.)

Charakteristik

Sprache wird durch Schrift erst sch�n!

Wie jede Monospace-Schrift hat auch die Vera einen eher ruppigen Charme: Wenn das m genauso breit ist wie das i, geht es nun einmal nicht ohne Klümpchenbildung im Grauwert. Doch im Detail leistet sich Vera nur einige wenige Auffälligkeiten: Die Null hat einen ASCII-typischen Punkt in der Mitte, um sich vom großen O abzuheben; Das kleine l droht akut nach links umzukippen, und natürlich haben das i und das j (auch in diesem Sans-Schnitt) deutliche Serifen – damit das Schriftbild unter den gegebenen Umständen die größtmögliche Ruhe bekommt.

Buchstaben der Vera Sans Mono

So gesehen ist die Vera Sans Mono eine ganz und gar neutral anmutende Schreibmaschinenschrift. Die fehlenden Serifen lassen sie recht modern wirken, und insgesamt bescheinige ich ihr universelle Verwendbarkeit in Korrespondenz und Quellcode-Darstellung.

Umfang/Ausbau

Diese vier Schnitte der Vera sind das geradezu klassische Repertoire für Korrespondenz-Schriften. Bei aller Liebe zur freien Schrift: Leider hat Bitstreams Idealismus nicht mehr für eine echte Kursive gereicht: Der Oblique- und Bold Oblique-Schnitt sind, wie der Name schon sagt, schräggestellte Varianten und besitzen keine individuellen Buchstabenformen.

4 Schnitte der Vera Sans Mono

Die fette Vera ist mir persönlich noch ein klein wenig zu schmal, könnte sich noch ein bisschen deutlicher aus dem Lauftext herausheben. Doch das ist sicher auch Ansichtssache.

Alle Schnitte sind mit der allgemein üblichen Zahl von Sonderzeichen gesegnet, Euro-Zeichen, hübsche An- und Abführungen (im Gegensatz zur Courier), alles ist vorhanden, was man zum Setzen von mitteleuropäischen Texten benötigt.

Die Vera Sans Mono in der Praxis

Wie schon gesagt, ist die Vera eine sehr gute Korrespondenzschrift. Sie wirkt aber auch am Bildschirm bei der Darstellung von Quellcode ansehnlich – vor allem im ungeglätteten Zustand. Aus irgendwelchen Gründen fällt sie extrem groß aus, so dass der optimal lesbare Lauftextschriftgrad im Ausdruck bei ca. 8 Punkt liegt.

Hamburgefonstiv

Ansonsten gilt auch hier die goldene Regel des Satzes mit Schreibmaschinenschriften: Niemals Blocksatz! Das Prinzip der gleichen Abstände würde hier außer Kraft gesetzt. Und dann kann man gleich eine Proportionalschrift nehmen!

Rechtliches

Die genauen rechtlichen Hinweise gibt es hier, ich fasse das ganz grob zusammen:

  • Die Schrift darf frei verwendet werden, auch für kommerzielle Publikationen.
  • Die Schrift darf verändert werden, muss dann aber einen neuen Namen bekommen (ohne Bitstream und ohne Vera)
  • Die Schrift darf in einem Software-Bundle sogar weiterverkauft werden, nur nicht alleine.

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