Uhrenbombardement bei Gruner+Jahr
17. August 2004
Wenn man nicht aufpasst, wird man mit Armbanduhren totgeworfen. Könnte jedenfalls leicht passieren, wenn man sich für die Qualitätspublikationen von Gruner+Jahr interessiert. Für 10 oder 15 Euro bekommt man hier ein Probe-Abonnement, und als kostenlose Dreingabe sponsert das Hamburger Verlagshaus einem eine schicke Uhr von Kienzle oder Bergmann. Wie kann das sein?
Nun, im Allgemeinen gehen die Marketing-Kalkulateure wohl davon aus, dass sich der interessierte Leser einer Wirtschaftszeitung wie Capital oder Financial Times nicht die Arbeit machen würde, ein Probe-Abonnement zu starten und gleich wieder zu kündigen, nur um eine handelsübliche Armbanduhr zu rippen. Sie hoffen darauf, dass der interessierte Leser sich von der Qualität der Publikationen beeindrucken und das Abo weiterlaufen lässt. Oder dass er (und seine Sekretärin) zu verstrahlt sind, um das Probe-Abo rechtzeitig zu kündigen.
Leider gibt es immer einen gewissen Streuverlust, verursacht durch böse Menschen wie mich, die sich einen Dreck um Capital und Financial Times scheren und die Hefte ungelesen in den Papiermüll verschwinden lassen. Diese Leute versauen die Statistik, indem sie hübsch die Uhr abkassieren und eine halbe Stunde nach Erhalt selbiger den Kündigungsbrief eintüten. Hoffen wir, dass wir in der Minderzahl bleiben, um weiterhin nicht ohne Uhr auf die Strasse gehen zu müssen. Ich glaube, Batterien wechseln zu lassen, kostet inzwischen so 6–7 Euro. Ob ich das jemals brauchen werde? Danke, Herr Gruner! Bis zum nächsten Jahr!