Nexus 5 – Android, wie es sein soll
6. November 2013
Von den vielen Problemen, die die Android-Plattform seit seiner Erstveröffentlichung hatte, war eines stets die starke Bande mit den Mobilfunkanbietern und den diversen Hardware-Herstellern. Wenn ein normaler Bürger ein Smartphone erwerben möchte, geht er am ehesten in einen der 277 Mobilfunkshops in seiner Stadt und lässt sich beraten bzw. schaut sich die Geräte an. Der vermeintlich einzige Point of Sale bestimmt den Großteil des Markts und damit auch zu weiten Teilen, wie die Geräte aufbereitet sind. Das Ergebnis kennen wir: kaputtkonfigurierte, vor Werbung und Crapware bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Smartphones in jeder Preisregion.
Mit der Nexus-Serie wollte Google diesen Wildwuchs eindämmen und zeigen, wie das mit diesem Betriebssystem eigentlich gedacht war. Nexus-Geräte sind Referenzimplementationen. Aber solche, die man tatsächlich benutzen und seine Freude dran haben kann. Schade, dass der Mobilfunk-Einzelhandel so wenig Interesse an der reinen Lehre besitzt, denn ich halte Nexus für den einzigen erträglichen Weg, sich der Android-Plattform zu nähern.
Zu Testzwecken kaufen wir uns für das Büro alle paar Monate ein aktuelles (oder weniger aktuelles) Nexus-Gerät, damit wir die zunehmende Anzahl an mobiloptimierten Websites aus unserem Hause gut testen können. Nebenbei spielen wir natürlich auch gerne mit den Geräten und vergleichen sie mit unseren täglich (auch privat) genutzten iOS-Geräten.
Was soll ich sagen?
Das Nexus 5, welches wir gestern früh mit der Post geliefert bekamen, lässt mich seitdem nicht mehr los. Es ist mit Abstand das gelungenste Android-Smartphone, das ich je in der Hand hatte. Woran liegt’s?
- Es ist sehr gut verarbeitet, leicht, liegt gut in der Hand
- Der Bildschirm ist sehr hoch aufgelöst, hell und groß
- Android 4.4 hat sich deutlich gemacht, sieht schick aus, hat größtenteils butterweiche Animationen und trifft meist den richtigen Ton zwischen Sachlichkeit, Übersichtlichkeit und Verspieltheit
Gerade im Gegenzug zur extremen Typolastigkeit Helveticalastigkeit von iOS 7 ist das Nexus-Android wohltuend differenziert in seinem Grafikdesign. Auch wenn die verwendete Systemschrift Roboto nicht alle Designpreise der nächsten Jahre gewinnen wird, sie ist in Fließtexten deutlich angenehmer zu lesen als die Helvetica-Wüste. Hier ein Vergleich (Feedly-App vs. Reeder 2):
(Die Feedly-App gibt’s auch für iOS, aber sie verwendet nicht Helvetica. Gut gemacht!)
Ich habe mich erstaunlich schnell unter Android breitmachen können, da ich bei den meisten Sync-Diensten nicht auf Apple, sondern auf Google vertraue. Also waren meine Mailkonten, Kalender, Kontakte und ein paar Youtube-Kanäle direkt startklar. Andere Dienste, die ich häufig nutze, konnte ich ebenfalls nach wenigen Minuten starten: Spotify, Twitter, Facebook, Dropbox. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich so einen Taschencomputer mittels Clouddiensten personalisieren kann.
Im Grunde sind es fast nur ein paar iOS-only-Spiele (Carcassonne, anyone?), die mich von einem Fulltime-Test des Nexus abhalten. Und natürlich die Tatsache, dass hier keine Nano-SIM, sondern eine gute alte Micro-SIM ihre Dienste verrichtet. Doch auch ausschließlich im WLAN bereitet mir das Gerät derzeit große Freude. Was ich ehrlich nicht gedacht hätte.
Und zu einem Preis von 349 Euro kann ich nur sagen: Wie kann man jetzt noch auf die Idee kommen, ein anderes Android-Smartphone zu kaufen? Es ergibt keinen Sinn, ein verstümmeltes TouchWiz-Samsung für den doppelten Preis bei Vodafone zu erwerben, wenn man ein cleanes Nexus 5 von LG/Google haben kann.
Ach ja. Am Telefonhörer-Symbol können sie noch arbeiten, die Android-»Grafiker«.