Neue Webfonts braucht das Netz!

Wie konnte ich das nur übersehen? Am 28. August hat Andrei Herasimchuk, besser bekannt als der Macher von designbyfire einen offenen Brief an John Warnock, den bekannten Schriftentwerfer und ranghohen Adobe-Mitarbeiter veröffentlicht.

Herasimchuk ist – nicht als einziger – genervt von den vielen Arials und Verdanas auf den Websites dieser Welt. In dem Brief bittet er ihn um die Freigabe einiger klassischer Adobe-Schriften als Public-Domain-Software, damit diese von allen Betriebssystem-Herstellern eingebaut werden könne, und sich damit die Qualität der Webtypografie endlich steigern könnte. Er schlägt sogar eine konkrete Liste vor und leitet den Brief locker an Steve Jobs, Steve Ballmer und Bruce Chizen (Adobe-Chef) weiter.

Was lernen wir daraus? Nicht Kleckern, sondern Klotzen ist angesagt, wenn man was bewegen will. Fraglich bleibt natürlich, ob das so einfach ist! Auf contactsheet.de gibt’s einen ausführlichen Artikel zum Thema, wo die Chancen in Pro und Kontra hübsch zusammengefasst sind.

Ich für meinen Teil hielte es für sinnvoller und auch ein wenig realistischer, wenn die neuen »C«-Fonts von Microsoft (Wir erinnern uns) auch auf dem Mac kostenlos verfügbar gemacht würden – ein schöneres Geschenk könnte Steve Jobs den typovernarrten Mac-Fans kaum machen. Denn diese sechs Schriften sind explizit für den Bildschirm optimiert, sehen aber auch gedruckt ordentlich aus. Sie wären also der ideale Weg, um die Webtypografie nach vorne zu bringen. Die meisten klassischen Adobe-Schriften sind im Gegensatz dazu nämlich auf dem Screen eher mit Vorsicht zu genießen. Die gleiche Idee hatte übrigens auch Jeff Croft und veröffentlich gleich mal einen weiteren Open Letter – diesmal an Steve Jobs und Bill Gates. Vielleicht essen die ja mal wieder gemeinsam zu abend und machen einen kleinen Font-Deal klar?

Was mag das wohl kosten, wenn bei den nächsten Mac-OS-X-Versionen sechs weitere Fonts mit am Start sind. Apple muss bei Microsoft Lizenzen kaufen. Sollten das mehr als 5 Euro pro Leopard-Schachtel sein? Kaum! Und diesen Mehrpreis sind die meisten Mac-Anwender gerne bereit zu zahlen. Nur mal so als Fingerzeig.

Ich für meinen Teil begrüße jede Art von Vorstoß, was den Versuch angeht, die Schriftenvielfalt im Netz zu erhöhen, auch wenn ich weiß, wie schwierig, minenbehaftet und idealistisch der Weg dahin ist. Aber wenn’s keiner macht, wird’s auch nichts! Von daher drücke ich sowohl Andrei Herasimchuk als auch Jeff Croft fett die Daumen und ahrre der Dinge, die da kommen können.