Im Studium haben wir mal gelernt, dass man Systemschriften lieber nicht für professionelle Zwecke verwenden sollte. Das war allerdings noch zu MacOS-9- bzw. Windows-XP-Zeiten. Inzwischen hat sich auf beiden Betriebssystemen einiges getan. Microsoft ließ sich für Vista eine Reihe von eigenen, hochrespektablen Schriftfamilien bauen, und Apple fügt fast jeder neuen Version von OS X weitere Schriftenklassiker hinzu, die allesamt amtlich und hochqualitativ daherkommen.

In Mountain Lion hat es eine meiner absoluten Lieblingsschriften geschafft, aufgenommen zu werden: Die Avenir von Adrian Frutiger. Sie ist eine Art abgeschwächte Futura. Während diese nämlich streng geometrisch konstruiert aufgebaut ist, schaffte Frutiger 1988 die Symbiose aus konstruierter Anmutung, aber mit ausgewogenerem Rhythmus und weniger kühler Schroffheit. Und die x-Höhe ist auch deutlich höher, was die Sache noch ein wenig angenehmer macht.

Die klassische Avenir ist 2012 von Adrian Frutigers »Zögling« Akira Kobayashi noch einmal gründlich überarbeitet und zu einer stattlichen Familie ausgebaut worden, die Avenir Next.

Dank Apple und Linotype haben nun einige Millionen OS-X-Nutzer die Möglichkeit, diesen modernen Klassiker richtig umfassend nutzen zu können – von ultralight bis heavy, in normal und condensed, und sogar mit der »alten« Avenir zusätzlich im Gepäck. Ich bin begeistert!