Modernes Webdesign mit CSS (Heinicke/Simovic)

Dieser dicke Wälzer mit ca. 550 Seiten ist vor allem für CSS-Neulinge gedacht – das können sowohl langjährige Webdesigner sein, die erst jetzt von Tabellenkonstrukten und WYSIWYG-Tagsoup auf sauberes HTML/CSS umsteigen möchten, als auch echte Neulinge im Webdesign-Geschäft. Mitbringen sollte man grundsätzliche Kenntnisse über HTML und viel Zeit, denn das Buch ist sehr ausführlich und gründlich.

Simovic und Heine fahren ganz klar den Kompendiums-Ansatz: Das Buch geht systematisch vor, erklärt zunächst die CSS-Eigenschaften, gegliedert nach Gruppen, und arbeitet so nach und nach alle existierenden Eigenschaften der Reihe nach ab. Dann werden einige gängige Techniken zum Basislayout erklärt, außerdem verschiedene Ansätze für Navigationen. Nach weiteren Standard-Elementen wie Tabellen, Listen und – recht knapp gehalten – auch Formularen, lernt man, wie man komplette Layouts mit CSS umsetzt, allerdings eher low-level, nichts komplexes. Am Ende finden sich noch eine erkleckliche Menge an speziellen Praxistipps, Aufllistungen und Kleinkram wie Browserbugs.

Eins ist klar: Das Buch enthält das gesamte Basiswissen, das man im Jahr 2006/07 als Webdesigner eigentlich haben sollte und schafft somit eine gute Grundlage für eine Karriere als CSS-Profi. Allerdings ist das Buch nicht sonderlich geeignet, um es komplett von vorne bis hinten durchzuarbeiten, zu redundant und zu wenig auf den Punkt gebracht sind die einzelnen Textabschnitte. Es wird alles genau erklärt, natürlich sachlich korrekt (es fehlen auch keine wichtigen Hinweise oder Fallstricke), doch es entwickelt sich kein echter Flow beim linearen Lesen. Auch spürt man leider wenig Leidenschaft oder gar Humor. Klar, das entspricht wahrscheinlich nicht dem Konzept und ist so gewollt. Doch wenn sich das Buch gegen das kostenlose Online-Nachschlagewerk SelfHTML durchsetzen will (SelfHTML bietet ja auch ein komplettes CSS-Kompendium), könnte ein bisschen mehr Charme nicht schaden. Auch die, sag ich mal, gestalterische Qualität der Screenbeispiele könnte inspirierender sein.

Ich will die Leistung der beiden Autoren hier auf keinen Fall schmälern, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie scheißeviel Arbeit sowas ist. Und ich denke, dass »Modernes Webdesign mit CSS« die wohl umfangreichste deutschsprachige Buchveröffentlichung zum Thema ist. Aber ein bisschen weniger Lexikon und ein bisschen mehr Esprit hätten dem Werk gut getan. Und mit 200 Seiten weniger wäre man wohl auch locker hingekommen. Aber es ist eine Krux: Zu einen will man natürlich ein komplettes Werk über CSS haben, zum anderen bräuchte man dafür wahrscheinlich 2000 Seiten, denn es gibt so wahnsinnig spitzfindige und tiefe Detailwelten, die man eigentlich nur im Web sinnvoll publizieren kann. Von daher lautet mein zitierfähiges Fazit:

Ein umfassendes und gut verständliches Nachschlage- und Lernwerkzeug für Um- und Einsteiger in die CSS-Welt, welches etwas kompakter und charmanter hätte sein können. Schulnote 2–

Ach ja, doof ist, dass die Mac-Welt systematisch ausgeschlossen wird – keine Softwaretipps und wenig Hinweise auf Mac-Browser. Die Data-Becker-Zielgruppe halt ;-)