Mobiles Webdesign (Manuel Bieh)

Die erste von zwei Buchbesprechung, die in kurzem Abstand hier zu lesen sein werden, befasst sich mit Manuel Biehs Mobiles Webdesign aus dem Galileo-Verlag. Das Werk kommt in schickem Mattschwarz daher, ist leider nur im 300-seitigen Graustufendruck erhältlich und kostet 34,90 €, was verhältnismäßig happig ist, aber aufgrund der mutmaßlich kleinen Zielgruppe wohl kaum anders lösbar.

Mobiles Webdesign

Was Manuel Bieh in dem Buch macht: Er lässt sich vor allem nicht verrückt machen vom derzeit sehr in Mode gekommenen Infragestellen der Notwendigkeit der Anpassung von Inhalten und Designs für das mobile Web. Kurz gesagt: Er liefert Tipps und Techniken für die verfluchten Handybrowser, die derzeit auf den Minidisplays der jetzigen Mobilfunktelefone existieren, und mit denen man real im Jahr 2008 mit 40 kbps zurechtkommen muss. Sobald die Gesamtbevölkerung mit einem WebKit-Browser und UMTS mobil unterwegs ist, kann man das Buch getrost zu den Akten legen. Aber bis dahin hat es seinen Wert: Zum ersten Mal erfahre ich hier kompetent erläutert, was es mit der seltsamen Wandlung des Begriffes WAP auf sich hat. Ich erhalte konkrete Handlungsanweisungen für auszuliefernde MIME-Types. Und ich erfahre, wie man mittels eines PHP-Scripts die Parameter des eingesetzten Mobiltelefones auslesen kann. Sehr schön. Aber nur ein Bruchteil der Dinge, die ich lernen konnte!

Etwa die Hälfte des Buches ist wirklich sehr gut gemacht und hält lückenlos alle Informationen bereit, die man als Webdesigner benötigt, wenn man eine moderne und nutzerfreundliche mobile Website bauen möchte.

Ein Viertel beschreibt, wie man gutes XHTML-MP schreibt – und die Unterschiede zu gutem regulärem XHTML sind sehr gering. Das heißt: Wer schon vorher semantisch sauber Websites und Templates umgesetzt hat, wird nicht viel Neues erfahren und viel überfliegen können. Hier wäre es sinnvoller gewesen, die Unterschiede stärker herauszuarbeiten und Gemeinsamkeiten nur ganz knapp zu erwähnen.

Ein letztes Viertel geht sehr stark auf die vom W3C herausgegebenen Best Practises ein. Auch diesen Teil hätte man sehr stark kürzen können, weil er ausufernd und umständlich alle Postulate noch ein zweites und drittes Mal erläutert, obwohl das eigentlich schon alles aus den vorderen Teilen bekannt ist. Ein bisschen zu gründlich und konzeptionell gedacht – und zu wenig pragmatisch.

Insgesamt jedoch hat das Buch großen Spaß gemacht. Manuel besticht mit einer lockeren und motivierenden Sprache, wenn auch nicht immer vollständig pointensicher. Ich weiß nun ein ganzes Stück weit besser, wie ich eine mobile Website planen und umsetzen würde, und kann im Kundengespräch sicher das eine oder andere Argument zitieren. Was mir gefehlt hat, ist ein Analyse-Teil, wo konsequent eine Handvoll Beispielseiten mit verschiedenen Handys unter die Lupe genommen wird. Damit man ein Gefühl bekommt für die Vielfalt und die Nichtkontrollierbarkeit der Darstellung, und wie man damit dann doch irgendwie kontrolliert umgehen kann. Also »best practice« im wirklich praktischen Sinne, und nicht als theoretisches Erklären von W3C-Empfehlungen.

Für 20 Euro und mit weniger Umfang wäre das Buch ein Pflichtkauf für alle modernen Webdesigner. In der jetzigen Form ist es immer noch ein echter Kauftipp für alle, die sich ernsthaft mit dem mobilen Web auseinandersetzen wollen, wie es derzeit (noch) Realität ist.