Linotype FontExplorer X
14. September 2005
Okay Freunde, ich bin einer letzten der darüber berichtet, aber ich habe das Ding wenigstens ausführlich getestet und bin restlos begeistert. So wird das doch noch was mit der problemfreien Fontverwaltung unter Mac OS X. Fünf Jahre mussten wir warten …
Vor einigen Monaten kaufte ich mir für fast hundert Euro FontAgent Pro, weil dieser in einigen Punkten besser abschnitt und sympathischer war als das alteingesessene Suitcase. Nun kann ich das alles über den Haufen werfen, denn was der Schrifthändler Linotype nun auf den Markt geworfen hat, übertrifft beide Programme an Schnelligkeit und Flexibilität und ist darüber hinaus kostenlos: Linotype FontExplorer X
Dies ist natürlich ein alter Trick aus dem Morgenland: Verschenke die Lampe und verkaufe das Öl. Denn in den FontExplorer ist ein Online-Shop von Linotype eingebaut, der zum Stöbern und Klickkaufen einlädt. Nun kommt uns das alles sehr bekannt vor: Klar, iTunes! FontExplorer ist eigentlich iTunes für Schriften. Der Vorteil: man kennt sich sofort im Programm aus, denn Ordnerstruktur, Fensteraufteilung und teilweise sogar die Shortcuts sind identisch mit Apples Musikverwaltungssoftware. Es gibt:
- Eine Bibliothek mit allen Fonts
- Einen Store, der dem iTunes Music Store verblüffend ähnlich sieht.
- Frei zusammenstellbare Ordner
- Intelligente Ordner mit sehr vielen Filtermöglichkeiten
- und vieles mehr
Leider fehlt ein Podcast Podfont-Bereich, bei dem man Freefonts runterladen kann. Dafür gibt’s die Möglichkeit, Plugins zu entwickeln. Eine fette Idee? Cocoa-Cracks sind gefragt!
Was mir besonders gut an FontExplorer gefällt:
- Die Schnelligkeit. Selbst mit knapp 4.000 Fonts in der Liste merke ich keinerlei Verlangsamung.
- Die Sorgfalt mit den Systemfonts: Es wird genau klar, was die superwichtigen Schriften sind (nicht deaktivierbar), aber man bekommt auch mit, an welchen Stellen die nicht gar so wichtigen Systemfonts liegen. Auf Wunsch räumt die Software sogar nicht benötigte Schriften aus dem Systemordner und legt sie woanders ab.
- Die Flexibilität: Man kann 1.000 Sachen einstellen und konfigurieren, muss man aber nicht. Die Oberfläche bleibt übersichtlich und clean. Dennoch kann man sich extrem detailliert über die Schriften informieren, die man da verwaltet.
Was mir nicht so gut an FontExplorer gefällt:
- Die Installation ist ein wenig abschreckend, weil angeboten wird, Schriften in ein spezielles Verzeichnis zu kopieren, um sie dort zu verwalten. Backup machen empfiehlt sich also.
- Es gibt bald ein Monopol. Linotype schadet sowohl den anderen Schriftverwaltungssoftwareherstellern als auch den anderen Schrifthändlern. Aber das nennt sich wohl Marktwirtschaft.
- FontExplorer beschwert sich außerdem, wenn bei einer Schriftfamilie einzelne Schnitte fehlen, die von anderen Schnitten bei der Aktivierung angefordert werden. Wer also, wie ich, geizig war und sich von der Avenir nur drei gerade Schnitte rausgepickt hat, wird blöde angemeckert, da die Kursiven fehlen – schließlich referenzieren sich die einzelnen Schnitte untereinander!
Ganz klar: Fontexplorer bietet alles, was man an FontAgent Pro und Suitcase geliebt hat, aber noch einiges mehr. Und es ist die sauberste Cocoa-Umsetzung, die man sich für ein Mac OS X-Programm wünschen kann. Insofern: Wer jetzt noch mit der »Schriftsammlung« von Apple hantiert, ist selber Schuld! Wer wie ich Geld für ein anderes Produkt ausgegeben hat, ärgert sich zwar, aber ganz ehrlich: Für FontExplorer hätte ich sogar noch mal einen 20er hingelegt.
Happy Fontmanagement!