Individuelle Seiten vs. Standard-Templates
5. Februar 2009
Eventuell bahnt sich da eine kleine neue Grundlagendiskussion im Webdesign an. Zuletzt nahm sich Nico Brünjes des Themas an. Es geht um die Frage, ob man bei engagiert gepflegten Webangeboten wie Magazinen, Shops oder sogar Weblogs dazu übergehen sollte, einzelne Artikel oder »Seiten« mit ganz individuellen Designparametern zu versehen, und die Gestaltungslemente in enger Abstimmung mit dem Inhalt zu wählen und zu platzieren. Beispiele hierfür wären zum Beispiel die Apple-Website, wo der Pro-Bereich mit schwarzem Hintergrund daherkommt und auch sonst jede Menge individuelle Ideen ihre Umsetzung finden. Oder das Blog von Christian Mücke, oder das von Jason Santa Maria. Wenn mich nicht alles täuscht, hat sich auch Nico Wenig einmal lobend zu so viel Individualismus geäußert, auch wenn ich seine Aussage nicht mehr finden kann.
Ich bin sehr gespalten, was diesen »Trend« angeht (wenn es denn ein echter Trend sein sollte). Eine individuelle, auf den Inhalt abgestimmte Gestaltung macht sehr viel Arbeit, die einem meist niemand bezahlen würde. Und es dauert deutlich länger als einfach die CMS-Maske auszufüllen und abzuschicken.
Im Netz hingegen sind sowohl die Publizisten als auch die Leser eher schneller unterwegs. Es geht um Inhalte, die Präsentation muss vor allem praktisch und zweckmäßig sein. Zumindest wenn man sich die jetzigen erfolgreichen Internetangebote ansieht, ist das wenig von Liebe zum detailreich gestalteten Artikel zu finden. Es gibt nur wenig Anwendungsfälle, wo es sich lohnen könnte, und das sind Texte, die man in einer »Lean-Backwards«-Situation konsumiert, also ganz entspannt und ohne Zeitdruck. Sich genüsslich einen Rotwein einschenkt, das Licht dämmt und dann diesen Artikel oder gar das ganze Magazin zu Gemüte führt. Wie oft kommt das am Browser vor? Eben.
Obwohl ich den Ansatz löblich finde, sollte man bedenken, dass die meisten Web-User vor allem schnell auffindbare Informationen wollen, die in gut lesbarer Form aufbereitet werden. Und dafür eignen sich Standard-Templates, die innerhalb eines Webangebotes konstant bleiben, einfach besser. Das Netz hat andere Nutzungssituationen als Magazine oder Bücher, auch wenn vielen das immer noch schwer fällt zu glauben. »Kreatives« Design gerät in der Online-Welt oftmals zum Störfaktor.