IE5/Mac – ein Nachruf.
29. Oktober 2004
Wenn ein Freund geht, muss man die Türe schließen, sonst wird es kalt. (Bertolt Brecht).
Ach, Internet Explorer 5 für Mac! Besonders lang hast Du unser Herz ja nicht erfreut. Weißt Du noch? Du warst mal ein echter Star! »Der beste Browser am Mac«, das hat sogar Steve Jobs gesagt, bevor er mit Safari fremdgegangen ist. Der Schuft!
Wir haben Deine innovativen Features geliebt, allerdings selten genutzt, wenn wir ehrlich sind. Den Auktionsmanager habe ich nie wirklich verstanden. Aber das Scrapbook war klasse! Einfach Seiten reinziehen und dann offline in Ruhe angucken. Jetzt habe ich DSL. Was ist offline?
Du fristest ein trauriges Dasein. Das schmerzt. Nur noch die bemitleidenswerten Mac-OS-9-User schwören noch auf Dich. Sie kennen nichts besseres. Und meistens sind ihre Macs schlicht zu langsam für Kolosse wie den letzten 9er-fähigen Mozilla-Build von vor 2 Jahren oder den unausgegorenen Opera 6. Nee, da bleiben die meisten doch beim guten alten Explorer. Nicht alle Ratten verlassen das sinkende Schiff. Aber die meisten.
Dabei warst Du es, der uns damals als allererste Applikation einen Hauch von Aqua beschert hast: Stripes im Hintergrund und liquide Icons und Schaltflächen. Letztere gab es wahlweise in allen fruchtigen iMac-Farben (Jaja, da gab es noch farbige iMacs, Yum).
Eigentlich hast Du Deinen Job ganz gut gemacht. Ich habe Dich ehrlich gemocht. Und Deine Rendering-Engine Tasman war der von Deinem Windows-Kollegen ziemlich überlegen. Doch so ganz ohne Macken warst auch Du nicht. Und die gestressten CSS-Designer wollen heute neben IE/Win, Gecko, KHTML und Opera nicht auch noch für Tasman testen – irgendwann lohnt es sich einfach nicht mehr!
Es ist Zeit zu gehen. Es war schön mit Dir! Und grüß’ mir Netscape 4, falls Du ihm begegnest!