HEIßES THEMA »Versal-ß«

Eigentlich ist das Thema für Orthografen und vor allem Typografen längst gegessen: Der Buchstabe ß existiert nur als Kleinbuchstabe. Wozu sollte man ihn schließlich als Großbuchstaben benötigen? Es gibt kein deutsches Wort, das mit ß beginnt!

Ahh, Versalsatz? Pfui-bäh! Sowas machen wir nicht. Aber manchmal eben doch. Und wer kein pedantischer Buchtypograf ist, sondern beispeilsweise in der Werbung oder als Plakatmacher seine Brötchen verdient, weiß natürlich, wie man mit dem ß umzugehen hat, will man es im Versalsatz verwenden: Es wird umgewandelt in zwei S. Aus Herrn Weißmüller wird also HERR WEISSMÜLLER. Nicht gerade nett, könnte man meinen.

Aber man hält sich eben gerne an die Herkunft eines Schriftzeichens, obwohl dieses in diesem Falle nicht einmal eindeutig bewiesen werden kann. Die Wikipedia weiß mehr.

Wie dem auch sei: In der typografisch unbedarften Bevölkerung ist das ß im Versalsatz nie ein Tabu gewesen. Ich könnte wetten, es gibt zahlenmäßig mehr IMBIßE als IMBISSE. Obwohl das ja nach der Rechtschreibreform gleich doppelt falsch ist. Das typeFORUM berichtet über Andreas Stötzner, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine Versal-Version des ß hoffähig zu machen. Er will auch erwirken, dass das Unicode-Konsortium das Zeichen aufnimmt – schließlich gehört es zum typografischen Alltag im deutschsprachigen Raum.

Eine sehr interessante Diskussion ist in den Kommentaren zum Bericht nachzuvollziehen: Unbedingt lesen! Letztlich geht es doch wieder um die Frage, wie pedantisch oder wie pragmatisch man sein möchte. Tatsache ist jedoch in jedem Falle: Das ß ist ein Fremdkörper und darüber hinaus leicht mit dem großen B zu verwechseln. Sollte also das scharfe ß irgendwann offiziell hoffähig werden, müssen da erst einmal bessere Formen gefunden werden.