Gara

Gara - Garamond semi-serif

Diese Woche habe ich nicht gar so viele Hintergrundinformationen über die vorgestellte Schrift. Es handelt sich um die Gara des spanischen Grafikers Iñaki Marquínez. Sie muss gegen Ende der Neunziger Jahre enstanden sein und greift – man ahnt es bereits – auf die Formensprache der Garamond zurück, transformiert diese jedoch zu einer eigenen Ästhetik.

Die Geschichte der Garamond ist sehr lang und kompliziert, so dass sie den Rahmen dieses kleinen Potraits sprengen würde. Nur soviel: Sie ist eine der ältesten Antiquas, die im Bleisatz Verwendung fanden, und gilt als optimal lesbar, zumindest in einigen der vielen existierenden Versionen.

Señor Marquínez befindet sich im Übrigen in guter Gesellschaft, denn auch der berühmte Jan Tschichold hat mit der Sabon seine eigene Version der Garamond gezeichnet.

Charakteristik

Die Gara ist jedoch eine viel krassere Variante: Sie wurde nämlich sämtlicher Serifen unterhalb der Gürtellinie beraubt, und kommt als moderne, weiche Semi-Serif daher.

Dieser Schritt beeinflusst den Charakter natürlich stark. Auch wenn die anderen Attribute wie Strichstärkenkontrast, Proportionen und natürlich die grundsätzlichen Skelettformen der Buchstaben größtenteils beibehalten wurden, ist die Gara keine Textschrift mehr. Sie eignet sich nun viel mehr für Überschriften oder kürzere Textabschnitte.

Dort stellt sie sich recht gut an und wirkt tatsächlich ganz schick und frisch – und bewahrt sich doch irgendwie einen vertrauten Grundcharakter. Der Garamond-Faktor.

Umfang/Ausbau

Leider ist die Gara ziemlich dürftig ausgestattet: Es gibt neben der Regular lediglich eine viel zu rundliche Black-Variante, aber keine Kursive. Auch das Euro-Zeichen fehlt ersatzlos – schade! Immerhin gibt es eine fi- und eine fl-Ligatur…

Nicht viel zu holen also auf diesem Gebiet, doch kein Freefont ist perfekt – sonst wäre es kein solcher! Bei der Gelegenheit: Die Zurichtung ist eine Zumutung: Nach dem kleinen f ist grundsätzlich zu viel Platz, und das ist nur ein Beispiel. Manuelles Ausgleichen ist hier leider nötig, wenn man sich nicht blamieren will.

Die Gara in der Praxis

Eigentlich sollte man meinen, dass eine Schrift, die aus einer optimal lesbaren Schrift entstanden ist, ebenfalls zumindest halbwegs gut lesbar sein sollte. Nun, dies ist nicht wirklich der Fall. Die Gara ist zwar von den Buchstabenformen her sehr nett anzuschauen, doch besteht den Praxistest in längeren Texten nur mit Mühe und Not. Sie ist also eher für Headlines, Teaser und natürlich die obligatorischen Einladungen oder Plakate prädestiniert. Überall dort, wo es hübsch, kuschelig und elegant wirken soll. Die Gara schafft es, auf dem schmalen Grat zwischen lieblich und kitschig zu wandeln, ohne sich lächerlich zu machen. Und das ist auch mal ein Lob wert.

Rechtliches

Es war schwierig genug, überhaupt etwas über diese Schrift herauszufinden. Ich denke also, dass man sich keinerlei Gedanken machen muss, was den privaten oder kommerziellen Gebrauch der Gara angeht. Völlig unverständlich ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass man die Gara offensichtlich nicht einbetten kann. Was extrem ärgerlich ist. Das mitgelieferte Schriftmusterblatt ist deshalb 1,3 MB groß, da ich alle Schriften in Pfade umgewandelt habe.

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