Flash | Video | Youtube | Warum
5. August 2006
(Die Überschrift wurde inspiriert von Dr. Web – Wollt ich mal probieren!)
Nun ist es ja so, dass es inzwischen weltweit ca. 255 verschiedene Video-Sharing-Portale gibt. Youtube ist sicher das größte und bekannteste, Sevenload ist was für teutonische Ästheten und Google ist natürlich auch mit dabei. Eines haben sie alle gemeinsam: Die raufgeladenen Videos werden sogleich vom Server in ein Flash-Format umgewandelt und als solches dann auf den HTML-Seiten eingebettet der Öffentlichkeit präsentiert. Warum wird das so gemacht? Das ist eigentlich gar nicht schwer zu beantworten:
- Der Flash Player 6+ ist auf über 90 Prozent der Rechner installiert und funktioniert unter Windows und Mac OS gleichermaßen. Kompatibilität also.
- Es gibt nur eine Version des Videos und nicht etwas drei verschiedene Codecs und Dateicontainer.
- Man kann mit interaktiven Elementen arbeiten.
- Der Download der Videos ist nicht ohne weiteres möglich, was die Kontrolle über den Inhalt erleichtert.
So far, so good. Aber leider spricht ein entscheidendes Argument gegen Flash, und das ist die Bildqualität im Verhältnis zur benötigten Datenrate. Guckt mal dieses Video an (wahllos gewählt):
Das sind etwas über dreieinhalb Minuten und wiegt satte 9 Megabyte. Die native Auflösung beträgt 320×240 Pixel. (Viele wissen gar nicht, dass im Flashplayer die Videoauflösung interpoliert wird.) Und die Bildqualität ist nun wirklich eher beschämend: lauter hässliche Fragmente bei stärker bewegten Bildanteilen! Die Effizienz ist also ganz obkektiv schlecht. Wie kommt’s?
Ein Video im Flash-Format (.swf) ist keineswegs vergleichbar mit einem Video im .avi- oder .mov-Container. Letztere können praktisch beliebige Video-Codecs in sich tragen, und diese werden seit vielen Jahren ständig weiterentwickelt und verbessert. Absolut State-of-the-Art ist sicherlich die MPEG-4-Inkarnation namens H.264. Aber auch ältere MPEG-4-Varianten wie Microsofts WindowsMedia-Codec können sich sehen lassen. Außerdem sehr beliebt sind die Formate DivX und sein Open-Source-Bruder XviD.
Flash hingegen kennt nur einen einzigen Codec, und der ist nur eine abgespeckte Version. Es handelt sich um den sogenannten Sorensen-Spark-Codec, der auf Sorensen 3 basiert. Zugegeben, der war mal klasse! Apple hat lange Jahre sämtliche offiziellen Produkt- und Werbevideos mit Sorensen 3 im Quicktime-Container auf der Website bereit gestellt. Doch das ist schon ein paar Jährchen her. Inwischen setzt der Mac-Hersteller voll auf H.264.
Warum also gibt es in Flash diesen alten, ineffizienten Codec? Wieso kann man nicht einfach einen der neuen, tollen Codecs nehmen, mit denen die Youtube-Videos nur halb so schwer wiegen würden, aber doppelt so gut aussehen?
Nun, Flash 8 bietet ja in der Tat einen weiteren, verbesserten Codec namens On2 VP6. Doch der Flash-Player auf Benutzer-Seite wird dann natürlich auch in der Version 8 benötigt, was eben nicht auf über 90 Prozent der Benutzer zutrifft. Dumm gelaufen.
Die Alternative zu Flash wäre, jedes Video in mindestens zwei Versionen anzubieten – denn Quicktime-User hassen WindowsMedia und umgekehrt. Und jeder hasst RealMedia. In dieser vergifteten Atmosphäre will keiner gerne Videos ins Internet stellen. Flash bietet so ein wenig Neutralität auf diesem heiß umkämpften Gebiet. Außerdem kann man die Player hübsch branden und mit Werbung versehen (Achtung, Geschäftsidee!)
So, meine lieben Leser. Heute haben wir also gelernt, dass nicht immer die beste nackte technische Qualität das Rennen macht, sondern andere Faktoren durchaus wichtiger sein können. Haben wir ja schon bei VHS (gegen Betamax, Video2000) gesehen. Und bei Windows (gegen Mac OS). Und bei MP3 (gegen Ogg Vorbis). Die Gründe dafür waren (in dieser Reihenfolge): Porno, Marketing, Gewohnheit.
Was den Techniker weinen lässt, ist dem Endverbracher letztlich schnuppe. Denn worum geht’s letztlich immer? Richtig, um die Inhalte!