Echtes Geld und Web2.0
11. November 2006
Nennt mich naiv oder fantasielos, aber ich verstehe diese ganze Geld-Geschichte rund um Web2.0 überhaupt nicht! Ständig ist die Rede von Venture Capital und Börsengang. Kaum erklärt man jemandem, was bestimmte Social-Software-Services so machen und können, schon ist die erste Frage: »Und wo ist da das Geschäftsmodell?«. Und dann geht es fast immer darum, gekauft zu werden, und die Übernahme von Communities und dieser ganze Dreck.
Was soll das eigentlich?
Wenn überhaupt: Geht es nicht dann doch irgendwann darum, auch reales Geld zu verdienen? Kaum jemand redet von direktem, ehrlichem, richtigem Geld! Alle sind nur am Value generaten und Community builden. Ich glaube, es fehlt da ein wenig die Fähigkeit, zwischen solchen Firmen zu unterscheiden, bei denen Geld berechtigterweise ein Thema ist, also Firmen, die reale Umsätze mit echten Kunden machen, und solchen »Firmen«, die sich lieber das Baggersee-Modell auf die Fahnen schreiben sollten.
Stichwort Amazon und eBay. Hier fließt reales Geld, hier kann man investieren, hier ergibt auch ein Börsengang einen Sinn. Aber bitteschön: Services wie Digg (und seine 1.500 Klone ) oder s†udiZV sind nicht zum Investieren geschaffen! Hier fließt kein Geld, es gibt keine Kunden, nur flüchtige User, die genauso schnell weder weg sind, wenn ihnen die Plattform nicht mehr gefällt.
Nur von einer schwammigen Masse an mehr oder minder motivierten Usern kann keine Firma rechtfertigen, Millionen und Millarden an VC zu bekommen. Da kann man ein bisschen Anzeigen schalten, wunderbar. Aber ob sich das auf Dauer rechnet, wage ich zu Bezweifeln. Und wenn das Ganze kostenpflichtig wird, kann man sich selber ausrechnen, was passiert.
Warum geben wir uns nicht mit einem Nachmittag am Baggersee zufrieden? Lasst die first mover ein bisschen Kohle einsacken, aber schielt nicht schon zu Beginn nach einem Porsche auf dem Büroparkplatz! Nur wer mit etwas wirklich Neuem an den »Markt« geht (Warum eigentlich Markt?), kann eventuell mit realem Geld auch realen Gewinn machen, siehe Flickr. Flickr ist überlegen in der Qualität und bietet echten Mehrwert, den viele bereit sind, auch zu zahlen! Das ist echtes Geld, hier muss man gucken.
(Ich weiß, ich kenne mich nicht in der Wirtschaft aus. Aber ich habe ein eindeutiges Bauchgefühl, und das sagt mir: Wenn etwas keinen echten Mehrwert hat, dann sollte nicht so viel Geld den Besitzer wechseln. Da stimmt dann etwas nicht.)
P.S.: Ja, dies ist eine lahmere Reformulierung von Mario Sixtus Thesen aus dem Mai. Aber es wird immer schlimmer zurzeit und die Thesen bleiben absolut richtig, meiner Meinung nach. Deswegen sei es mir erlaubt, die Botschaft nochmal neu zu seeden. Danke.