Die Zukunft schreibt NEXT
14. September 2004
Eine meiner liebsten serifenlosen Schriften ist die Avenir von Adrian Frutiger, einer seiner semi-bekannten Entwürfe. Sie basiert zwar nicht nur vom Namen her auf der allseits bekannten Futura – die wohl populärste konstruierte Schrift der Welt –, hat jedoch einen ganz eigenen, sehr gelungenen Charakter. Sie ist nämlich im Gegensatz zur berühmten Vorlage eben nicht konstruiert, sondern wurde vom Großmeister der modernen Schriftgestaltung im Jahre 1988 von Hand gezeichnet und dann digitalisiert. Das verleiht ihr mehr Charme und Individualität als die anonyme Futura von 1928, Retrobegeisterung hin oder her.
Linotype bringt seit 1999 in loser Folge alle paar Monate runderneuerte Schriftklassikern auf den Markt. Die sogenannte NEXT-Serie umfasste bisher die Syntax NEXT, die Frutiger NEXT und die Sabon NEXT. Nun ist die Sammlung mit der Avenir NEXT erweitert worden, eine feine Idee. Wieder hat Adrian Frutiger, diesmal zusammen mit Akira Kobayashi, selber Hand angelegt, um die durchweg hohe Qualität seiner Textschriften zu sichern. Statt der ursprünglichen 12 Schnitte gibt es derer nun bis zu 32 – die condensed-Schnitte waren meines Erachtens nicht unbedingt nötig, schaden aber auch nicht.
Echte Kursivschnitte waren jedoch nicht drin, nur die üblichen oblique (schräggestellten) Varianten. Warum eigentlich? Bei der Frutiger NEXT hat man doch auch zumindest schicke Kursivformen für die Buchstaben a, e, g, q und f eingesetzt. Nun, die Avenir ist eine serifenlose Schrift, die auf der statischen und vertikal gewichteten klassizistischen Antiqua basiert; Die Frutiger leitet sich jedoch eher von der Renaissance-Antiqua ab und ist somit empfänglicher für die handgeschriebene Note einer echten Kursiven.