Die seltsamen webinale awards

Eines muss man den Jungs von Create Or Die lassen: Die Plexiglas-Trophäen sehen echt lecker aus und machen sich sicher unfassbar gut im Regal! Alle anderen Faktoren der ersten webinale awards müssten nochmal einer genaueren Prüfung unterzogen werden, bevor man das Ding nächstes Jahr zum zweiten Mal veranstaltet. Denn wenn es ein Wort gibt, was die diesjährige Iteration am besten beschreibt, so ist es sicherlich »seltsam«.

Hinweis: Ich gehörte zu den drei höchstnominierten Teilnehmern im Bereich Most Valuable Design Website, habe aber den Preis nicht gewonnen, sondern – hochverdient – mein Webkrauts-Kollege Vitaly Friedmann für das populäre Smashing Magazine. Die folgenden Zeilen schreibe ich nicht aus Enttäuschung, sondern eher aus Gründen der Hilfestellung für das nächste Mal.

Was war also so seltsam an den webinale awards? Hier ist eine lose Aneinanderreihung von Beobachtungen fällig:

  • Die Existenz der awards war den meisten Teilnehmern der webinale gar nicht bewusst. Dienstag abend um 19 Uhr war das offizielle Programm der webinale für diesen Tag beendet, und es gab kostenlose Häppchen und Freibier. Um 10 vor acht wurden dann mit zwei zaghaften Lautsprecherdurchsagen alle noch Anwesenden in den riesigen Brahms-Saal gelockt. Das Ergebnis: ca. 30(!) unerschrockene Zuschauer verirrten sich – wohl eher zufällig – in den Saal und vermittelten eine sehr peinliche Atmosphäre, vor allem für die armen beiden Moderatoren, die sich sicher auf 400 oder 500 Zuschauer eingestellt hatten …
  • Die Auswahl der nominierten Websites war eine vollständige Katastrophe und zeugt schlicht von fehlender Kompetenz. Wie kann man ein Portal wie XING
    mit einem »Wie kann ich Geld im Netz machen«-Blogger vergleichen? Was hat praegnanz.de auf einer Ebene mit den Übergöttern von A List Apart zu suchen? Warum ist 456 Berea Street im Bereich Development und nicht im Bereich Design? Laut Aussage des Veranstalters diente als Grundlage Technorati. Das mag tatsächlich sein. Aber ich schließe die (stets notwendige) manuelle Bearbeitung der Liste über fachkundige Personen aus. Mehr dazu auch in den Kommentaren zu diesem Eintrag
  • Die webinale awards konnten sich nicht so recht entscheiden, ob sie nun eine internationale oder eine deutsche Veranstaltung sein wollen. Man lässt den Chef eines weltweit tätigen Books-on-demand-Portals eine Videogrußbotschaft per Webcam versenden, nominiert aber zeitgleich mehrere eher kleine deutschsprachige Blogs. Die Informationen, dass man zu den ersten drei Nominierten gehört und sich echte Chancen auf das 5000-Euro-Preisgeld machen kann, kam jedoch erst gut eine Woche vor der Preisverleihung ins E-Mail-Postfach. Was hat man erwartet? Dass Jeffrey Zeldman sich stante pede in den Flieger nach Karlsruhe setzt, um den potenziellen Gewinn in Empfang zu nehmen? Konsequenterweise war dann auch tatsächlich nur einer der drei Gewinner tatsächlich anwesend (Vitaly Friedmann). Ohne ihn hätte es dann gar kein Pressefoto mit glücklichem Händeschütteln gegeben.

Also, wie schade! Das Potenzial war eigentlich da: Gelungene Konferenz, ansehnliches Preisgeld, charmante Moderation, ein großer Saal. Doch durch die fehlende Sachkenntnis bei der inhaltlichen Durchführung und Aufbereitung der awards wurde die ganze Geschichte leider komplett in den Sand gesetzt! Das nächste Mal sind wir schlauer, denke ich.