Die Polar-Produktpolitik
8. März 2010
Die Welt der Polar-Pulsmesser ist ein Zoo. Wer die hübsch geordneten Welt der Apple-Geräte gewohnt ist, schüttelt absolut unverständlich den Kopf darüber, wieviele Variationen von hässlich gestalteten Armbandgeräten es gibt. Wenn man davon ausgeht, dass es etwa ein Dutzend Funktionen gibt, die so ein Gerät erfüllen kann, kann man davon ausgehen, dass es so gut wie jede mögliche Kombination dieser Features als einzelnes Gerät zu kaufen gibt. Wären dann also 212 Geräte. Da jedes Vierteljahr eine neue Variante rauskommt, und es jedes Modell noch in drei Farb-Variationen gibt, sind das geschätzte 20 Trillarden verschiedene Geräte, die man sich kaufen kann. Wobei ich überzeugt bin, dass sie alle auf der gleichen Hardware-Basis aufbauen und die unterschiedlichen Features nur an- oder abgeschaltet haben.
Überhaupt mal rauszufinden, welche Features das eigene Gerät überhaupt beherrscht, ist eine tückisch-schwierige Recherche-Aufgabe. (Nicht umsonst verwendet die Polar-Website Google als interne Suche.) Ich besitze seit Sommer 2009 eine Polar F7 in Blau. Dieses Gerät beherrscht laut Website das Senden von (nicht näher bestimmten Daten) über Uplink, Weblink, SonicLink und SchlagmichtotLink… Was das alles genau ist, muss man nicht wissen. Umgehauen hat mich nur die SonicLink-Technologie. Hier muss man (ernsthaft!) den Pulsmesser an den Mikrofoneingangs seines Rechners halten, auf »Send« drücken, und dann werden eine Minute lang lustige Fieptöne gespielt, die dann vom Rechner interpretiert werden und in strukturierte Daten über die letzten Läufe umgewandelt. A truly magical and revolutionary device!
Natürlich läuft das nur über ein Windows-Programm, und natürlich kann man sich die Daten danach nicht etwa angucken, sondern muss sie auf ein proprietäres Web1.2-Portal raufladen, wo man sie dann betrachten und neuerdings sogar exportieren kann, natürlich aber nicht in ein gängiges und dokumentiertes Format (HRM), sondern in ein XML-Format, was aber sowieso egal ist, weil das F7 gar keine kontinuierlichen Herzraten speichert, sondern nur die Durchschnittswerte per Lauf … So ein 2-MB-Speichermodul ist ja sicher heftig teuer.
Machen wir es kurz: Die Produktpolitik von Polar ist lachhaft, und das völlig unnötigerweise: Die Firma stellt ein absolut überschaubares Produkt her, welches man mit drei Modellen in unterschiedlichen Preisstufen komplett abfeiern könnte – 49 Euro, 129 Euro und 199 Euro. Von mir aus mit je einer Männer- und einer Frauenvariante. Und was spricht gegen eine iPhone-Hardware (Dock-Connector-Dongle), die per Funk mit den Brustgurten kommunizieren kann? Dann könnte man die Herzraten mit den Geodaten direkt kombinieren und hätte spannendere Auswertungsmöglichkeiten …
Da ist noch viel Potenzial für Komplexitätsreduktion.