Die Creative-Suite-Produktpolitik
19. April 2010
Machen wir uns nichts vor: Der große Produktankündigung der Creative Suite 5 von Adobe war eine peinliche Veranstaltung: kein Live-Event vor Publikum (wie bei der CS4-Ankündigung), sondern ein vorproduziertes, handwerklich schlecht gemachtes Werbevideo mit teilweise peinlichen Vortragenden … Aber Schwamm drüber! Was schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass meines Erachtens der Produktzyklus der Creative Suite einfach falsch gewählt ist! Alle 18 bis 24 Monate bringt Adobe eine neue Version auf den Markt, die eigentlich nie ausreichend viele neue Features mitbringt, dass sich der Kauf wirklich lohnen würde. Die meisten meiner Bekannten kaufen denn auch konsequent nach dem Reißverschluss-Prinzip und lassen jede zweite Version ausfallen.
- CS1: September 2003
- CS2: 19 Monate später (April 2005)
- CS3: 24 Monate später (April 2007)
- CS4: 18 Monate später (Oktober 2008)
- CS5: August 2010?
Wobei die Frage bleibt, inwiefern neue Features bei einem Produkt wie InDesign oder Illustrator überhaupt noch sinnvoll sind? In vielen Fällen merkt man deutlich, dass hier Dinge angeboten werden, die nur der Tatsache geschuldet sind, dass man halt was neues anbieten muss! Darunter fallen unter anderem fast alle Integrations-Funktionen, also wenn ich nun neuerdings auch Flash mit InDesign verknüpfen kann, oder Photoshop-Designs auf Knopfdruck in Dreamweaver einfügen kann.
Was für ein Blödsinn! Und wie praxisfern!
Es wäre mit CS5 mal Zeit gewesen, das CS-Ego mal ein bisschen zurückzunehmen und an profaneren Dingen wie Installation, Stabilität, Schnelligkeit und Offenheit zu schrauben. Warum nicht ein »CS 4.5« für ein Drittel des Preisen, wie es Snow Leopard auf dem Mac vorgemacht hat? Für den Anwender der gleiche Funktionsumfang, aber enorme Aufräumarbeiten und zukunftssichernde Maßnahmen unter der Haube.
Aber man bläht leider lieber nach altbewährtem Muster die einzelnen Komponenten soweit auf, bis am Ende vollkommen verfettete Alleskönner-Tools dabei rausspringen, und das Marketing zufrieden ist.
Die einzige für Webdesigner interessante Funktion in CS5 ist freilich der Canvas-Export von Flash und Illustrator, über den »Smart Paste« in Dreamweaver. Doch lohnt sich das alleine, um von CS3 umzusteigen? Von CS4-Besitzern will ich gar nicht reden – die kriegen meines Erachtens kaum Nennenswertes geboten und sollten lieber – wie gehabt – eine Runde aussetzen.