Der sogenannte Bundestrojaner und was mich daran nervt
5. Februar 2007
Es ist mal wieder typisch. Und ich finde, dass sich niemand herausreden kann, es wäre »eben zu technisch für den Laien«. In den deutschen TV-Medien hält es niemand für nötig, darauf hinzuweisen, dass Wolfgang Schäuble sich eben nicht mal eben meine Dateien auf meinem Rechner angucken kann. Nicht nur, dass ihm das seit heute offiziell der Bundesgerichtshof verbietet, nein, es ist auch technisch alles andere als problemlos.
Für wie blöd hält unser feiner Innenminister eigentlich den gemeinen Terrorislamisten? Wie man seinen Rechner vor Trojanern schützt, kann selbst Lieschen Müller in jeder zweiten ComputerBILD-Ausgabe nachlesen. Und man muss nicht erst ein IT-Seminar im Taliban-Camp besuchen, um herauszufinden, wie man seinen Internet-Datenverkehr standesgemäß verschlüsselt und anonymisiert. Aber dem ahnungslosen Fernsehzuschauer wird suggeriert, dass die allmächtige Polizei überhaupt kein Problem damit hätte, jeden beliebigen Rechner im Netz komplett auszuspionieren und nur durch die Justiz davon abgehalten würde.
Halten wir mal fest: Wer verbotene Dinge im Internet tut, weiß genau, wie man verhindert, dass die Polizei mitliest. Oder anders ausgedrückt: Warum halten wir uns mit den juristischen Details auf, wenn es bereits auf technischer Ebene nicht mehr als ein Gedankenexperiment ist?
Und wenn uns Schäuble dann doch in einem Jahr den ersten per Trojaner gefassten Kinderpornohändler präsentiert, kann man davon ausgehen, dass dieser erstens selten dämlich ist und zweitens keinen Mac benutzt :-)
Nachtrag: Bei telepolis denkt man so wie ich und hat auch noch umfassende Quellenstudien betrieben.