Das iPhone und ich – so far, so good

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass der zweihunderttausendste Artikel über iPhone-Erfahrungen nicht für alle interessant ist. Deshalb: wer allergisch auf das i-Wort reagiert, kann diesen Eintrag einfach übersehen.

Gleich vorweg: Das iPhone ist zwar ein tolles Gerät, erfüllt aber nicht alle Erwartungen, die ich gehabt habe. Woran liegt’s? Vor allem an zwei Dingen:

  1. Die virtuelle Tastatur ist definitiv nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch nach einer großzügigen Gewöhnungszeit deutlich schwieriger zu bedienen als eine klassische, physische Smartphone-Tastatur. Punkt. Besonders die »Opt-Out«-Methodik bei den Korrekturvorschlägen ist selten dämlich: Ich muss den Vorschlag anklicken, wenn ich ihn nicht haben will.
  2. Insgesamt kommt es viel, viel, viel zu häufig vor, dass die Programme sich einsatzbereit zeigen, aber noch keine Touch-Eingaben verarbeiten können. Oftmals muss ich bis zu dreimal tippen, bevor meine Eingabe angenommen wird – das nervt!

Ansonsten sind es vor allem Kleinigkeiten, die man noch auf der negativen Seite anmerken könnte:

  • Die Schalter zum Aktivieren/Deaktivieren von Wi-Fi und 3G sind lächerlich tief in den Einstellungen versteckt. Die gehören a) direkt untereinander und b) an eine wirklich exponierte Stelle ganz weit vorne.
  • Dafür kann das iPhone wohl nichts: 3G saugt wirklich lachhaft viel Strom – man nimmt ja fast schon die längere Wartezeit in Kauf und wechselt dauerhaft zu GPRS.
  • A propos: Ich habe bei O2 nur sehr selten Bekanntschaft mit EDGE gemacht – meist ist es entweder GPRS oder UMTS. Schade, denn EDGE stellt ja eine ganz gute, weil stromsparende Alternative dar.
  • Was ganz anderes: Als langjähriger iPod-Benutzer denke ich immer, dass ein Knopfdruck mich innerhalb einer Anwendung eine Ebene tiefer bringt. Dass der Knopfdruck jedoch das aktuelle Programm schließt und mich zurück zum Home-Screen bringt, wusste ich nicht.
  • Web-Apps sind echt eine Katastrophe, vor allem, weil die »Tabs« Funktion von MobileSafari eine Katastrophe ist. Warum kann man nicht eine integrierte Lösung anbieten, die nicht nur einen blöden Bookmark auf dem Homescreen anbringt, sondern gleich eine dezidierte WebKit-Instanz erstellt? Das wäre deutlich App-iger! Mit Fluid klappt sowas am Mac doch auch ganz gut. Mittels eines meta-Tags kann man sowas in der Art doch schon umsetzen.

Aber jetzt genug gemeckert – egentlich ist das Gerät ja wirklich ganz praktisch. Und dies sind einige Beobachtungen:

  • Ich nenne das iPhone stets »iPhone«. Mein altes SonyEricsson habe ich hingegen immer »Handy« oder »Telefon« genannt.
  • Dass die mitgelieferten Kopfhörer gleichzeitig ein Mikro eingebaut haben, ist dufte: Podcasthörenderweise durch die Stadt laufen und eingehende Anrufe annehmen, ohne das Gerät rauszukramen … wirklich toll! Und freihändig mit Kunden telefonieren, während man gleichzeitig die besprochenen Bugs notiert oder entfernt, macht auch Laune.
  • Die vollständige Syncronisation meiner Mails, Feeds, Tweets, Termine und Kontakte ist unglaublich viel wert. Seit ich das iPhone habe, könnte ich fast wieder an einen stationären Rechner denken. Das MacBook habe ich seitdem abends nicht mehr mit nach Hause genommen. Feeds und Tweets lesen mache ich inzwischen lieber auf der Couch lümmelnd mit dem iPhone.

Und hier eine kleine Liste mit App-Empfehlungen:

  • Byline (Der beste Feedreader. Syncronisiert nur mit Google Reader, ist selbst mit GPRS pfeilschnell und cacht alle Inhalte zum Offline-Lesen)
  • TwitterFon (Die beste kostenlose Twitter-App. Ja, ich sträube mich noch dagegen, Geld für das noch tollere Tweetie auszugeben. Twitterfon reicht für mich völlig aus. Cache leeren darf man alle paar Tage nicht vergessen, sonst neigt die App zu Abstürzen.)
  • Nimbuzz (Multiservice-Chat-Client. Scheint gut zu klappen, allerdings chatte ich auf dem iPhone eigentlich nicht. Siehe Tippprobleme oben)
  • ZugInfo (Bestes Programm für die BAHN-API.)
  • eBay (Sehr gut gemachte offizielle App zur Bedienung von eBay. Dann muss man endlich die Website nicht mehr betreten!)
  • klickTel (Überraschend gute App für alle Mögliche. Vor allem die geobasierte Geldautomatensuche ist praktisch für cashgroup-Kunden, aber auch der Stauwarner könnte spannend sein. Telefonbuch braucht aber eh keine Socke mehr, oder?)
  • Shazam (Kennt eh jeder, muss man haben, um Leute vom iPhone zu überzeugen)
  • SHOUTcast (Zehntausende von Webradios hören – nach Wunsch auch in 128kbps!)
  • WhatTheFont (Schriften halbautomatisch erkennen lassen. Funktioniert mal gut, mal schlecht. Schwierig dabei: das iPhone macht Nahaufnahmen immer unscharf – Dreckskamera!)
  • FourTrack (Wäre ich noch aktiver Musiker, würde ich das cool finden: Ein kleiner Vierspur-Rekorder zum Songideen festhalten. Hab’s trotzdem gekauft, weil’s cool ist.)
  • Ocarina (Hätte ich Zeit und Muse, die speziellen Griffe einzuüben, wäre das Flötespielen auf dem iPhone wirklich spaßig!)
  • TapTap Revenge (Kostenlos Charthits hören und dabei rhythmisch mit dem Finger drauftippen – macht eine halbe Stunde echt Spaß – aber im Bus isses peinlich, wenn man dabei beobachtet wird)
  • iTie (Anleitung zum Krawattenknotenbinden)

… und natürlich jede Menge Spiele, die ich aber meist noch nicht fertig gespielt habe!