CSS-Layouts – Praxislösungen mit YAML (Dirk Jesse)

Gar nicht so leicht, dieses Buch zu beschreiben, doch ich versuche es trotzdem. Umgangssprachlich heißt das Werk von Dirk Jesse natürlich nur das »YAML-Buch«, obwohl das nicht ganz treffend ist, wie wir gleich sehen werden.

Zunächst einmal ganz kurz etwas über YAML (Yet Another Multicolumn Layout). Es handelt sich dabei um ein HTML/CSS-Framework, das dem modernen Webdesigner dabei helfen soll, auf zeitsparende Art und Weise robuste Weblayouts aufzubauen. Enwickelt wird YAML von Dirk Jesse, der – man glaubt es kaum – auch Autor dieses Buches ist. Das Framework besteht aus einer Handvoll HTML-Grundgerüsten und Snippets, sowie einer erklecklichen Anzahl von CSS-Dateien, die nach besonderen Platzierungs- und Verlinkungsregeln miteinander eine Umgebung schaffen, in der es sich trefflich Weblayouts bauen lässt.

Ich persönlich finde des Ansatz von YAML zwar interessant, werde das Framework jedoch aller Voraussicht nach nicht einsetzen, weil ich

a) lieber alles selber mache.
b) die vielen verschachtelten div-Container nicht gut finde, die beim Einsatz von YAML obligatorisch sind.

Nichtsdestoweniger hat sich die Lektüre des Buches für mich gelohnt, denn so richtig spannend ist vor allem das erste Drittel, in dem es um allgemeine Themen der CSS-Entwicklung und Browserbugs geht. Der zweite Teil beschreibt dann das YAML-Framework in Theorie und Praxis, und im dritten Teil wird noch erläutert, wie man YAML in Verbindung mit TYPO3 und dem xt:Commerce Shopsystem einsetzen kann.

Warum ist der erste Teil so toll? Nun, Dirk Jesse hat das gemacht, was bisher keiner so richtig gemacht hat, nämlich die vergangenen dreieinhalb Jahre weltweite CSS-Laborforschung auf 130 Seiten zusammenzufassen. Seit etwa 2003 (Den Startschuss markiert wohl Jeff Zeldmans wegweisendes Buch »Designing with Web Standards«) kursieren in den einschlägigen Webdesigner-Blogs und -Foren eine Vielzahl von Artikeln, Tutorials und Tricks rund um das Thema CSS, dessen Möglichkeiten und Probleme.

Dirk Jesse schafft es, das gesammelte Wissen aus diesen Artikeln zu filtern, zu sortieren und so aufzubereiten, dass man es bequem und zusammenhängend lesen und auch verstehen kann. Großartig! Jesse legt insbesondere dann eine besondere wissenschaftlich-akribische Präzision an den Tag, wenn es um sein offensichtliches Lieblingsthema geht: Browserbugs. Endlich eine kompetent geschrieben Liste der wichtigsten Ärgernisse mit dem Internet-Explorer, plus diverse Lösungsvorschläge, die vom Autor sogar noch kommentiert und bewertet werden. Vielen Dank dafür!

Allein diesen ersten Teil des Buches könnte man getrost als weniger dickes Buch auf den Markt bringen. Vielleicht kann man ja mal mit den Verantwortlichen des Galileo-Verlages reden. Doch es geht ja noch weiter.

Der zweite Teil, in dem das eigentliche Thema des Buches behandelt wird, nämlich das YAML-Framework, teilt sich wiederum in Theorie und Praxis. Zunächst beschreibt Jesse, woraus das Framework besteht und warum welche Dateien wie aufgebaut sind. Viele der Punkte aus dem ersten Teil werden hier aufgegriffen und im Zusammenspiel mit YAML nochmals erläutert. Das führt zu einigen Doppelungen, die man gerne schnell überliest. Es scheint außerdem ein wenig die Atmosphäre einer technischen Dokumentation durch, was dem Lesefluss nicht gut tut.

Interessanter ist der YAML-Praxis-Teil, wo man dann konkret anfängt, diverse Layout-Varianten (Zweispalter, Dreispalter  …) mit Hilfe des Frameworks umzusetzen. Dies ist sicher ein gutes Nachschlagewerk für alle, die systematisch an YAML rangehen wollen und nicht so lange rumspielen wollen, bis es irgendwann irgendwie klappt.

Wahrscheinlich bin ich für den YAML-Teil nicht wirklich zu begeistern, weil ich schnell gemerkt habe, dass mir die vielen Redundanzen im HTML-Code nicht gefallen. Doch auch rein formal macht der zweite Teil des Buches einfach nicht so viel Laune und liest sich auch nicht so interessant wie die Grundlagen im ersten Teil.

Über Teil 3 (TYPO3 und xt:Commerce) kann ich nichts sagen, weil er auf mich nun gar nicht zutrifft und ich ihn von daher auch nicht gelesen habe.

Doch kommen wir zu einem Gesamt-Fazit: Ich mag das Buch insgesamt sehr, weil der Autor endlich mal nicht bei Adam und Eva anfängt, sondern gewisse Kenntnisse in modernem HTML und CSS voraussetzt. Darauf aufbauend hatte ich bei der Lektüre des ersten Teil eine Menge A-ha-Erlebnisse und murmelte mehrmals spontan: »Supergut zusammengefasst!« Die ganze YAML-Thematik hingegen, und das muss mal gesagt werden, ist meines Erachtens nicht wirklich ein ganzes gedrucktes Buch wert – hier hätte es eine gut gemachte Online-Doku auch getan, oder aber eine kleine, handliche Taschenfibel.

Und noch fürs Protokoll: Dirk Jesse schreibt gut verständlich, präzise und ein bisschen persönlich, wenn auch nicht immer übermäßig elegant. Insgesamt aber sehr angenehm zu lesen. Das Layout ist – wie bei Galileo üblich – hervorragend und augenfreundlich, und gerade die schematischen Abbildungen ergänzen Text und Screenshots ganz hervorragend.

Nun das obligatorische zitierfähige Zitat:

Ein Buch für Webdesigner mit Grundkenntnissen in CSS, die kompakt alle wichtigen Layouttechniken und Browerbugs nachlesen möchten. Wer YAML einsetzen möchte, kommt natürlich ganz besonders auf seine Kosten. Note 2.