Xavier Dupré ist ein ziemlich junger (*1977) und ziemlich guter Schriftgestalter, der ganz eindeutig eine eigene Handschrift besitzt, ohne dass alle seine Schriften gleich aussehen. Das muss man erst mal schaffen.

Das Handwerk hat er als Student der Kalligrafie und Typografie am »Scriptorium of Toulouse« gelernt und war danach als Art Director einer Agentur unter anderem für das Verpackungsdesign von Kraft und Nestlé zuständig. Seit 2001 lebt er in Kambodscha. Und der PDF-Imagefolder von FontFont ist der Meinung, das würde man auch an den Formen seiner neuesten Schriften erkennen. Nun ja. So oft war ich noch nicht in Kambodscha, also glauben wir das einfach mal.

FontShop bietet seit einigen Wochen den Light-Schnitt der Absara zum kostenlosen Download an und gibt sich selbstbewusst:

Once you’ve put this expressive serif to the test, we’re sure you’ll want the rest of the weights and styles.

Charakteristik

Dass Herr Dupré Franzose ist, merkt man nicht alleine am Namen. Auch seine Schriften, allen voran seine neueste Kreation, die FF Absara, atmen den Geist unseres europäischen Nachbarlandes: Einfallsreich, ein bisschen verspielt, aber dennoch kraftvoll und ausreichend stabil.

Deutsche Schriften sind kalt und steif, Französische sind warm und herzlich. Dieses Klischee trifft hier zu; Die Absara schafft es, kantige mit runden Formen zu verbinden, so dass etwas sehr Lebendiges, Würziges und ausgesprochen Ansprechendes dabei heraus kommt. Man kann es schwer beschreiben, aber ich denke, die von der Absara ausgehende Energie werden auch typografische Laien spüren können.

Die Einzelformen sind einfallsreich und souverän umgesetzt; Man beachte vor allem den eigenwillig geformten Bauch des kleinen a, das kleine g sowieso, und natürlich das rechte Bein des kleinen und großen K. Bei aller Detailverliebtheit ist es eine echte Leistung, dass das Gesamtschriftbild der Absara dennoch homogen und stimmig wirkt. Flimmern? Kaum.

Umfang/Ausbau

Die Frage nach enthaltenen Sonderzeichen ist immer etwas langweilig zu beantworten, wenn es um professionelle Schriften geht, die von den großen Schrifthändlern für teures Geld verkauft werden. Da stimmt natürlich alles. Die wichtigsten Ligaturen sind natürlich ebenso vorhanden wie alle Akzente, Währungssymbole und natürlich hübsche An- und Abführungszeichen.

Absara wird für den Mac nur im Postscript-Format angeboten. PC-User können zwischen Postscript und TrueType wählen. Die Frage nach revolutionären OpenType-Features erübrigt sich somit. Schade, denn mit dieser Schrift hätte man sich einiges in Richtung Alternativglyphen oder ungewöhnliche Ligaturen vorstellen können.

Die Absara Light in der Praxis

Mein launiger Zweizeiler bringt es auf den Punkt: Im Lauftext ist die Absara gut unterzubringen. Zum Glück hat sich Fontshop entschlossen, nicht die Thin-Variante kostenfrei auszukoppeln, sondern die Absara Light. Sie geht locker als Textschrift durch, wenn auch eine recht spezielle – das Umfeld muss in jedem Fall stimmen. Allem voran der Inhalt. Sie schreiben ein Buch über Steuerschlupflöcher oder die Jupitermondmission? Finger weg von der Absara! Geht es um Partner-Yoga oder ein Kochbuch für Großfamilien? Dann greifen Sie zu!

Was ich damit sagen will: Die Absara ist zwar eine moderne, kraftvolle Schrift, die jedoch nur schlecht mit rationalen oder zukunfts- bzw. technologischen Themen funktioniert. Alles, was eher in Richtung Gefühl, Natur, Gesundheit, Ernährung geht, veträgt sich hingegen wunderbar. Und hier wirkt sie auch wieder frisch und unverbraucht.

Soviel zum Lauftext. Das gleiche gilt aber auch für Überschriften: Hier macht die Absara ebenfalls eine gute Figur – und wickelt den Typografen in mir locker um den kleinen Finger.

Update am 9.2.2006: bei Typographica ist man auch ganz begeistert von der Absara.

Rechtliches

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Mach ich doch glatt:

Download

• Die FF Absara Light gibt es nicht mehr zum kostenlosen Download und muss ganz normal erworben werden. Es lohnt sich aber!
• Schriftmusterblatt zum Sammeln