Der Rechtschreibfriede

Ab dem heutigen 1. August 2006 habe ich die Hoffnung, dass nun ein wenig Ruhe und Friede einkehrt im Land der Schreibenden. Vor ziemlich genau zwei Jahren war mein Puls auf 180, weil ich mich doch sehr über Springer, Spiegel und Co. aufgeregt hatte, die allesamt die reformierte Rechtschreibung abgelehnt und zurück zu vermeintlichen alten Tugenden gekehrt waren. Ich selber bin seit 1996 vehementer Verfechter der neuen Schreibweisen, weil ich

a) Neues generell erst einmal positiv bewerte
b) die Sache mit dem scharfen ß so viel einfacher finde
c) immer für eine einheitliche Regelung stimmen würde, damit Kosten gespart und Kinder nicht verwirrt werden. Die Qualität der Reform steht dabei nicht zur Debatte.

Wer vernünftig schreiben lernen soll, darf nicht ständig verschiedene Schreibweisen in verschiedenen Medien entdecken! Außerdem wurde es den ganzen Über-30-Jährigen nun wahrlich nicht leicht gemacht, zumal sowohl das Hauptorgan der weniger Gebildeten als auch das Hauptorgan des konservativen Bildungsbürgertums, und zusätzlich noch die Blogger-Bild ein eigenes Süppchen gekocht haben. Kein Wunder, dass kaum jemand die neuen Regeln lernen wollte. Dabei ist es so schwer gar nicht – hier gibt’s eine sehr schöne Übersicht!. Doch nun zum 1. August sind sowohl Springer und Spiegel, als auch die Länder Bayern und NRW endlich wieder versöhnt. Die FAZ scheint das jedoch weiterhin zu ignorieren, was es mir noch leichter fällt als sonst, dieses Drecksblatt zu boykottieren.

Allerdings darf man bei all den Spitzfindigkeiten nicht vergessen, dass ein gruselig hoher Anteil von Menschen weder nach der alten, noch nach der neuen Rechtschreibung Texte verfassen können. Selbst eine Menge Blogger sind betroffen. Die können sich zwar meist gut ausdrücken, aber es hapert an allen Ecken und Enden mit der Orthografie – und damit meine ich keine Tippfehler, sondern eher alte Bekannte wie »Standart«, »Weißheit«, »Gallerie« oder »Kalendar«. Da kann man noch dran arbeiten!

(Aber natürlich: In meinem Blog wird eMail auch weiterhin mit kleinem e und ohne Bindestrich geschrieben. Ihr wisst ja, warum!)