Web2.0: Wann kommt die Konsolidierung?

Derzeit wird es mir ein bisschen zu viel mit den ganzen sozialen Webapplikationen, die sich im Netz neu zu etablieren versuchen. Wieviele Online-Feedreader/Mini-Wikis/Hyperlinksammlungen/Podcastportale/Geodatenspielplätze brauchen wir noch? Es gibt bereits Verzeichnisse mit knapp 1000 Einträgen, randvoll mit Web2.0-Diensten  …

Zugegeben, ich schätze einige Dienste sehr und nutze sie fast täglich. Zum Beispiel Flickr, Del.icio.us, Frappr und natürlich Blogsoftware. Doch in den letzten Wochen kommen mir vermehrt Dinge auf den Monitor, die ich entweder nicht verstehe oder einfach übertrieben finde. Nehmen wir Goowy, auf das ich beim Kollegen Wanhoff aufmerksam geworden bin. Goowy ist ein sehr engagierter Versuch, einen webbasierten Desktop zu erschaffen, auf dem ich eMails verwalten, Feeds lesen und chatten kann. Mit jeder Menge Ajax-Kram versucht man, ein virtuelles Betriebssystem nachzuahmen. Anderes Beispiel: Ning – eine Art Meta-Webapplikation. Man kann mit Ning aus verschieden Modulen auswählen und sich durch Kombination eine eigene Webapplikation zusammenbasteln. Was aber kaum jemand macht – zurecht!

Das Problem, was ich bei vielen neuen Services sehe: Sie können einfach zuviel oder versuchen, Bedürfnisse zu befriedigen, die schlichtweg niemand hat. Die wirklich guten Apps da draußen sind diejenigen, die sich auf eine einzige Sache konzentrieren, und alles außen vor lassen, was nicht in das jeweilige Metier fällt. Selbst das nachträgliche Streichen von Features sollte dabei kein Tabu sein. Die Flickr-Leute sind selber ein wenig unglücklich (MP3) über das unnötige interne Mail-System. Weg damit, Jungs! Nur zu!

Youtube ist (natürlich auch wegen des Videos!) sehr schnell zum Bewegtbild-Äquivalent von Flickr geworden. Und ja: Youtube konzentriert sich nur auf Videos und versucht nicht, nebenher noch Kaffee zu kochen.

Die Zukunft im Web2.0 liegt meiner Meinung nach in der Spezialisierung. Erfolgreiche Web-Apps lösen ein einziges vorhandenes Problem sehr gezielt, und lassen sich nicht bei plötzlichem Erfolg verleiten, mit schnell gestrickten Zusatzfeatures ihre Grundaufgaben zu verwässern. Wer das Problem am einfachsten, schnellsten und überzeugendsten lösen kann, wird Marktführer und wird von Google gekauft kann ans Geld verdienen denken. Das ist wieder eine andere Baustelle.

Fazit: Bevor Ihr einen neue Webapplikation auf den Markt werft: Checkt mal, ob die Leute das wirklich brauchen, bevor ich unzählige Stunden umsonst arbeitet. Und hört nicht auf das Teufelchen, das Euch von der Schulter bereits den ersten Werbeslogan diktieren möchte: »MeeTooNowr – just like X, only with Y and additionally with Z. Plus Ajax and Tags.«

Und bitte: Denkt mal über ein paar frische Namensfindungs-Konzepte nach!