Warum Textpattern meist besser als WordPress ist

Ich habe in den vergangenen drei Jahren eine ganze Reihe von kleineren Websites umgesetzt und dabei ausnahmslos entweder auf Textpattern oder WordPress gesetzt, wenn es um die Wahl des richtigen Content-Management-Systems ging. Zeit für einen Vergleich!

Warum Textpattern besser ist

Mit Textpattern lassen sich HTML-Dummyseiten in sehr viel höherer Geschwindigkeit dynamisieren. Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal ganz rudimentär die Performance: Wenn man sich bei Textpattern durch den Admin-Bereich klickt, geht das unfassbar schnell und ohne jede Wartezeit, während WordPress bei jedem Klick erst einmal ein paar Gedenksekunden einlegt – und zwar auf dem gleichen Webserver! Zudem hat Textpattern die praktische Eigenschaft, alle Templatefragmente in der Datenbank abzuspeichern und über eine sehr schnelle und übersichtliche Maske im Backend zur Bearbeitung bereit zu stellen. Bei WordPress hingegen ist das Theming-System komplett dateibasiert, was natürlich den Vorteil hat, dass man mehrere Themes parallel installieren kann. Doch für die individuelle Gestaltung einer Website ist das pfeilschnelle Hantieren mit den Template-Bausteinen von Textpattern sehr, sehr effizient.

Zweiter Punkt: Schönheit des Template-Codes. Textpattern setzt bei der Dynamisierung auf eine XML-kompatible Syntax, mit der sämtliche Inhalts-Ausgaben gesteuert werden. Ein Befehl zum Auflisten aller Einträge einer bestimmten Kategorie würde so aussehen:

<txp:article_custom category="events" limit="10"
form="eventshortlist" />

Und das ist doch, mit Verlaub, ein klein wenig eleganter als die Tirade an PHP-Anweisungen, die man mit WordPress schreiben muss, wo man hässliche Schleifen und reihenweise IF-Abfragen in den Theme-Dateien platzieren muss, wo sie eigentlich wirklich nicht hingehören.

Ein weiterer Grund: Textpattern macht keinen Ärger! Ich habe in allen bisherigen WordPress-Projekten immer irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, die ich lösen musste. Mal war der Server des Kunden zu langsam (Strato) und es musste ein Umzug eingeleitet werden. Mal war der WYSIWYG-Editor verschwunden. Dann hat die Installation der Syntaxsprache Textile nicht geklappt und ich musste auf Markdown ausweichen. Dann hat sich ein IIS-Server geweigert, die deutsche Sprachdatei fürs Backend zu öffnen. Den WP-Cache habe ich trotz mehrstündiger Versuchsreihen noch nie richtig zum Laufen bekommen. Die standardmäßig eingeschaltete Versionierung von WP 2.6 frisst Datenbankplatz. Viele Plugins haben eine wirklich lausige Qualität und funktionieren einfach nicht. Kurz: Irgendwas klappt immer nicht, wenn man mit WordPress arbeitet. Und das liegt meines Erachtens an dem immensen Druck der Entwickler: Das Ding steht auf mehr als wackeligen Füßen, muss aber alle paar Wochen neue Features hinzubekommen, damit es attraktiv und Marktführer bleibt. Aufgeblähte Software, die leider im Hinblick auf Stabilität und Geschwindigkeit immer mehr abkackt!

Und zu guter Letzt: Sicherheit. Wenn ich für einen Kunden WordPress installiere, muss ich mich darauf gefasst machen, alle paar Wochen die Sicherheitsupdates aufzuspielen, weil wieder mal irgendeine fette Sicherheitslücke aufgedeckt wurde. Das macht mir keinen Spaß, denn solche Dienstleistungen biete ich natürlich umsonst an. Denn ich kann nicht auf der einen Seite WordPress empfehlen und dann aber später darauf hinweisen, dass das System ja unsicher ist und ständig upgedatet werden muss. Zudem leistet sich WordPress ja neuerdings alle paar Monate eine komplett überarbeitete Nutzeroberfläche, was für die unbedarften User extrem nervig ist. Zugegeben – das Backend von Textpattern wirkt inzwischen etwas altbacken. Dafür waren aber auch seit über 5 Jahren kaum Änderungen nötig. Es funktioniert einfach. Und meine bisherigen Kunden sind alle sehr zufrieden mit der Bedienung, auch ohne Ajax-Effekte und abgerundete Ecken.

Warum WordPress manchmal besser ist

Einfach nur Lästern ist leicht. Ich habe natürlich auch ein paar Gegenargumente – denn WordPress hat auch einige hervorragende Dinge zu bieten. Da wäre einmal die wirklich vorbildliche Bilderverwaltung innerhalb von Posts. Man kann Bilder während des Schreibens raufladen, benennen, skalieren lassen, zu Galerien umsortieren und in den Text einfügen. Sehr cool und nutzerfreundlich und für bilderlastige Websites durchaus ein Grund, WordPress statt anderer Systeme einzusetzen.

Ebenfalls ein Killerfeature sind bestimmte Plugins, die es eben nur für WordPress gibt, oder die zumindest als erstes für WordPress umgesetzt werden. Ich denke da natürlich an PodPress, dem Quasi-Industriestandard für die Umsetzung von Podcasts. Oder an Dinge wie Structured Blogging für Mikroformate.

Nicht zuletzt hat WordPress einfach die meisten Features für Leute, die wirklich ein Blog betreiben: funktionierendes XML-RPC, erste ATOM-Publishing-Ansätze, unglaubliche Kommentarfunktionserweiterungen (z. B. bei Spreeblick), Trackback, Pingback usw. Wenn es irgendeine Idee im Bereich von Blogs gibt: WordPress hat es stets zuerst.

Also, was ist Sache?

Trotz der vielen Schwächen darf man WordPress auf keinen Fall ignorieren, wenn man professionell Websites für andere Menschen oder Unternehmen gestaltet – zu wichtig und aktuell sind die Dinge, die mit der marktführenden Blogsoftware passieren. Dennoch versuche ich bei allen Projekten zunächst einmal, auf Textpattern zu setzen. Erst wenn ich merke, dass ich an Grenzen stoße, weil bestimmte Funktionen einfach nur mit WordPress DAU-freundlich realisiert werden können, überlege ich mir das. Und manchmal möchte man dann auch direkt zu Drupal wechseln. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.