QR-Codes

Wer mich und meine Texte ein wenig kennt, wird eventuell ahnen, dass ich kein sonderlich großer Freund von QR-Codes bin. Der Grund: Sie sind meistens nutzlos, bzw. werden zu 95 % in unpassenden Situationen eingesetzt. Daher lache ich am lautesten über jeden guten Witz, der derzeit mit ihnen veranstaltet wird. Aber ich kann verstehen, warum QR-Codes derzeit dennoch überall auftauchen.

QR-Codes sind nämlich ein Kommunikationsdesigner-Ding. Usability-Experten haben mit der gehäuften Präsenz recht wenig zu tun, nein, die »Creative- und Artdirektoren« sind schuld. Da ich ja selber Design studiert habe, weiß ich das.

Designer mögen es nämlich oftmals nicht, wenn man auf dem direktesten Weg zum Ziel kommt. Es geht ihnen meist um eine »Brand Experience«. Es geht um Geschichten, die erzählt werden sollen, Entdeckungsreisen, Überraschungen und das Erhalten von Spiel, Spannung und Unterhaltung.

Das Abtippen einer URL von einem Plakat in sein Smartphone ist öde, weil man vorher schon weiß, was einen erwartet: Eine stinklangweilige, nicht-personalisierte Corporate-Landing-Page. Was will man bei www.nivea.com oder www.adidas.de/anniversary schon groß erwarten? Deshalb wird der mysteriöse QR-Code vorgeschaltet, der den angefixten Plakatgucker (WTF?) spielerisch dazu verleitet, sich überraschen zu lassen, was sich da für ein Wunderland auftut, wenn er sich die Mühe macht.

Das Argument mit der »Eintipphilfe« ist Quark. Auf heutigen Touch-Smartphones hat man eine Adresse dreimal schneller in den stets präsenten Browser eingetippt, bevor man das QR-Scanprogramm gestartet bzw. heruntergeladen hat. Unter iOS muss man das ja erstmal im AppStore suchen. Unter Android ist es (meines Wissens nach) schon vorinstalliert.

Aber darum geht es nicht. Die QR-Code-Fans unter den Werbeleuten sind die gleichen, welche Flash-Intros für eine gute Idee halten, und die Navigationsmenüs ohne Beschriftungen entwerfen. Oder irreführende Navigationsmenüs mit blumigen Bezeichnungen wie »Erleben«, »Reizen«, »Integrieren« usw.

Lasst es euch nochmal gesagt sein: Niemand betrachtet ein Plakat oder eine Website als Erlebniswelt! Niemand ist dermaßen daran interessiert, das große Branding-Mysterium einer neuen Feuchtigkeitscreme aufzudecken, dass er bereit ist, sich mit dem Gefummel eines QR-Codes auseinanderzusetzen.

Wenn ihr etwas wollt, schreibt es einfach hin. Wer gute Botschaften hat, muss sich nicht hinter einer künstlichen Mauer verstecken. Spielerische Werbung schön und gut, aber ein bisschen mehr Konkretheit tut der professionellen Kommunikation immer gut.