Gute Lucida, schlechte Lucida

Zurzeit frage ich mich, ob die Lucida überhaupt eine coole Webschrift ist. Ganz klar, eine Überarbeitung meines 3 Jahre alten Webschriften-Essays steht an, denn dort fehlt die Lucida gänzlich, obwohl dort mit der Bitstream Vera eine echte Exotin mit aufgelistet ist, die quasi nur unter Linux häufiger anzutreffen ist.

Anders die Lucida – man sieht sie in den letzten 3 Jahren wirklich häufig im Netz. Vor allem auf Apple-affinen Seiten, das ist richtig, aber durchaus auch woanders. Wobei man hier immer unterscheiden muss: Auf dem Mac heißt die Schrift »Lucida Grande«, unter Windows sollte man sie als »Lucida Sans Unicode« ansprechen. Auf letzterem Betriebssystem genießt sie eine Verbreitung von »nur« geschätzten 90 Prozent, weil sie meines Wissens in der Prä-XP-Zeit nicht Standard war und mit MS-Office nachgerüstet werden musste.

Hier einmal ein paar Screenshots der Lucida, einmal unter Mac OS X (Achtung: Schriftglättung »Mittel« für LCD-Monitore):

Und das gleiche unter Windows XP (Schriftglättung mit manuell kalibiriertem ClearType):

Was fällt auf?

  • In 14 Pixel ist die normale Lucida eine Platz sparende und gut lesbare Screenschrift, auf beiden Systemen.
  • Die Lucida besitzt in beiden Varianten keine echte Kursive, nicht einmal einen manuell angepassten Oblique-Schnitt, sondern wird wirklich richtig hässlich schräg gestellt.
  • Unter Windows sind die Buchstaben – gerade in höheren Schriftgraden – extrem viel dünner und kommen echt zierlich rüber, was mit dem Pixel-Grid und dem manuellen Hinting einzelner Schriftgrade zusammenhängt. Ist also so gewollt von Microsoft, während sich die Mac-Darstellung an den tatsächlichen Vektordaten des Fonts orientiert.

Was tun also? Mich ärgert die fehlende Kursive der Lucida maßlos, zumal es keine besonders hübschen Ausweichmöglichkeiten gibt. Man kann da zwar durchaus mit der Arial oblique experimentieren, wie ich es hier im Blog derzeit versuche, aber dolle ist das nicht.

Andererseits kann man sich doch mit der Lucida immer noch als moderner und cooler Webdesigner ein wenig von der Masse absetzen, da die meisten WYSIWYG-Traditionalisten und Ewiggestrigen noch gar nicht wissen, dass es außer Arial und Verdana noch weitere Serifenlose gibt, die man verwenden kann.

Eine Sache würde ich jedoch höchstwahrscheinlich nicht machen: Lucia in Schriftgraden von über 20 Pixel – hier fängt es irgendwie an, klobig und klumpig auszusehen. Fließtext okay, aber wenn’s größer wird, setze ich fast lieber auf Arial – mit 1px weniger Laufweite oder so. Wie seht Ihr das? Lucida-Fans oder -Gegner unter meinen Lesern?