Digitaler Frühjahrsputz
4. April 2008
Wer »A« sagt, muss auch »rschloch« sagen. Und als Deutschlands konsequentestes Weblog ist es naturgemäß meine Pflicht, einer Erkenntnis auch Taten folgen zu lassen. Die Rede ist von der Quintessenz der re:publica08-Keynote, ein flammendes Plädoyer auf das digitale Vergessen. Wir müssen endlich wieder zu einer natürlichen menschlichen Eigenschaft zurückkehren: das kontinuierliche Löschen von unwichtigen Informationen. Wie unübersichtlich sähe es in unserem Hirn aus, würden wir nicht all den unwichtigen Schmodder wieder vergessen können, der sowieso keine Relevanz für unser späteres Leben besitzt?
Leider ist es in der digitalen Welt sehr schwer geworden, irrelevante Dinge zu löschen. Der Normalzustand ist auf »Alles speichern« gesetzt – die sich scheinbar grenzenlos vergrößernde Kapazität von Datenträgern macht es möglich. Nun ist der kulturelle Wert von so manchem, was wir alle im Netz hinterlassen, mehr als fragwürdig, wenn nicht sogar im Minusbereich des Nützlichen. Ein gutes Beispiel liefert Twitter. Der lustige Microblogging-Service wird ja vor allem für n-zu-n-Kommunikation mit hohem Aktualitätscharakter genutzt. Ein Twitterpost von vorgestern hat faktisch keinen Wert mehr. Dennoch besitzt er eine eigene URL und ist bis auf alle Ewigkeit per Browser auffindbar. Wollen wir das? Natürlich nicht.
Und all das ist nur der Anfang. Ich habe mir Gedanken gemacht. Und bin zu dem Schluss gekommen, dass es Zeit ist für eine Großreinemacheaktion. Um Altlasten zu entfernen, nicht genutzte Accounts zu löschen und nur die Dienste zu verschonen, welche ich wirklich regelmäßig nutze.
Als erstes ist mein Twitter-Account an der Reihe. Ich habe es wirklich mehrfach und mit sehr viel gutem Willen probiert: Ich kann Twitter nichts abgewinnen. Es setzt mich derart psychisch unter Druck, dass für mich der Nutzwert komplett aufgefressen wird. Also weg damit! Mit der Welt kommunizieren mache ich lieber über mein Blog.
Dann kommen die Accounts meiner nicht genutzten Social Networks dran, also StudiVZ, facebook, LinkedIn, Qype, Stay Friends, Dopplr und MySpace. Da ich lediglich XING nutze, sowie die einschlägigen mixxt-Netzwerke, brauche ich auch nichts anderes. Wer mich suchen will, gibt meinen Namen in Google ein und findet mich mit meinem Blog.
Ich glaube, dass ich mich nach meiner Aktion freier fühlen werde. Alle danach noch bestehenden Mitgliedschaften im Netz werden wieder einen Sinn haben, der über das lachhafte »Ich muss halt drin sein« hinausgehen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht! Der Trend geht ja tatsächlich in eine eher andere Richtung. Aber gerade hier auf der re:publica habe ich richtig Lust bekommen, dem ganzen Informations- und Kommunikationsterror ein wenig zu entkommen. Der beste, wirtschaftlich vertretbare Weg scheint mir zu sein, sich wieder mehr zu fokussieren. Und in meinem Falle ist praegnanz.de meine Schalt- und Waltzentrale Nummer Eins. Wenn also jemand wissen möchte, was ich mache, begebe er sich bitte auf mein Blog und findet dort alles. Ganz einfach, oder?