Das Loudblog-Erbe

Ich bin bisher immer ganz gut darin gewesen, den Zeitpunkt zu erkennen, wann eine Sache seinen Zenit erreicht hat und – wenn schon nicht schlechter – zumindest nicht mehr besser werden kann.

Loudblog hat sich seit der Erstveröffentlichung am 12. April 2005 sehr gut entwickelt, wenn auch nicht rasant. Doch einige Wochen nach dem Release von Loudblog 0.6 (am 9. Dezember 2006) möchte ich das Projekt nun definitiv in andere Hände geben.

Wessen Hände das genau sein werden, kann ich noch nicht sagen, denn das ist eigentlich der Grund für diesen Eintrag: Ich suche einen oder mehrere Entwickler, der/die mein Erbe als Loudblog-Macher antreten möchten! Dabei ist es mir besonders wichtig, wirklich einen sauberen Schnitt zu machen, denn das Projekt stagniert seit Wochen und kommt ohne Hilfe von außen auch nicht aus der Lethargie heraus.

Status Quo

Loudblog ist nach meiner Einschätzung die weltweit führende Standalone-Webapplikation zum Publizieren von Podcast-Websites und Podcast-Feeds. Prinzipiell kann man sich das System als stark abgespecktes Wordpress mit speziellem Fokus auf dem typischen Workflow eines Podcasters vorstellen. Ich habe mir bei der Entwicklung zwar einiges von Wordpress und Textpattern abgeguckt, doch ich bin ein absoluter Programmier-Laie und war natürlich nicht in der Lage, guten und pflegbaren Code zu schreiben. Loudblog ist vom Konzept und der Benutzerführung her gesehen absolut klasse und wird oft gelobt. Leider sieht es unter der Haube ganz anders aus, und hier liegt das grundsätzliche Problem. Neue Funktionen, Bugfixing, Plugins – all das fällt schwer und ist mühsam bei Loudblog. Und es macht keinen Spaß, innerhalb meines Codes zu arbeiten.

Drei Gründe, warum ich aufhöre

  1. Zeitmangel: Unabhängig von der Qualität des Programms – mir fehlt einfach freie Zeit! Wer soviele spannende Gelegenheiten hat, sich als Web2.0-Medienmensch einzubringen, muss sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, wenn er auch noch sowas wie ein zwischenmenschliches Privatleben haben möchte. Programmieren gehört sicher nicht zu diesen Kernkompetenzen.
  2. Mangelhafte technische Basis: Wie oben schon angedeutet, ist Loudblog nicht besonders abstrahiert oder Objekt-orientiert verfasst. Es ist schwer, neue Dinge hinzuzufügen oder Optimierungen vorzunehmen.
  3. Mangelnde Fertigkeiten: Als Mediendesigner ist es mir zwar leicht gefallen, das Konzept und die Oberfläche und all das zu gestalten, mit dem der User in Berührung kommt. Den PHP-Code habe ich allerdings nur aus der Not heraus selber geschrieben, weil ich niemandem zumuten konnte, das einfach so mal für mich zu machen. Für das Diplom hätte es zwar auch ein Dummy getan, aber ich wollte unbedingt etwas Lebendiges!

Drei Gründe, warum es weitergehen muss

  1. Hunderte von Usern: Loudblog ist beliebt unter Lehrern, Rundfunkanstalten, Journalisten, Agenturen und Plattenlabels. Es gibt eine Menge Leute, die sich wünschen, dass Ihr Lieblings-CMS weiter verbessert und erweitert wird.
  2. Fehlende Features: Meine To-Do-Liste ist lang und bereit zum Abarbeiten. Es gibt Dutzende sinnvoller Funktionen, die technisch realisierbar sind und einfach nur durchprogrammiert werden müssten.
  3. Zukunftssicherheit: Auch wenn Loudblog bei den meisten Usern recht stabil und zuverlässig arbeitet: Niemand weiß, ob das nicht in zwei Jahren wieder ganz anders aussieht. Und das Wochenende hat mich gelehrt, dass nur eine saubere, abstrahierte technische Basis wirklich schnell auf zukünftige Inkompatibilitäten gewappnet ist. Deshalb muss jemand da sein, der Loudblog auf den zukünftigen Systemen nutzbar macht!

Zehn Loudblog-Dogmen

... die in Zukunft gelten sollten. Dies sind die Punkte, die ich den zukünftigen Entwicklern mit auf den Weg geben möchte.

  1. Loudblog ist kostenlos und quelloffen.
  2. Loudblog bietet nur die nötigsten Features.
  3. Loudblog zu benutzen ist einfach und macht Spaß.
  4. Loudblog läuft mindestens unter PHP und MySQL.
  5. Loudblog setzt – wo immer möglich – auf erprobte Frameworks.
  6. Loudblog adaptiert undogmatisch aktuelle Webtrends.
  7. Loudblog ist als internationales Projekt angelegt.
  8. Loudblog propagiert Webstandards.
  9. Loudblog bietet offene, nicht-propietäre Schnittstellen.
  10. Loudblog muss nicht basisdemokratisch entwickelt werden.

Drei grundsätzliche Schritte

  1. Komplettes PHP-Recoding (ggf. mit CakePHP)
  2. Neues Template-System (ggf. mit Smarty)
  3. Neue Datenbank-Struktur (inkl. Migrations-Script für ältere Versionen)

Das sind natürlich echte Hämmer, aber auch eine riesige Chance, etwas geiles und eigenes von Grund auf neu aufzuziehen und dabei trotzdem die große Userbasis und die Marke »Loudblog« nutzen zu können.

Meine zukünftige Rolle

Ich möchte in Zukunft nichts mehr mit PHP-Code zu tun haben, soviel ist schonmal klar. Darüber hinaus stehe ich – wenn ich gefragt werde – dem Entwicklerteam gerne beratend zur Seite, wenn es darum geht, Grundsatzentscheidungen zum Konzept, Gestaltung im Backend oder Struktur der Projektwebsite zu treffen. Natürlich bereite ich zum Start eine fette To-Do-Liste mit Priorisierung vor, die als Basis für die weitere Planung dienen kann.

Darüber hinaus wäre es mir eine Ehre, eines oder mehrere Templates zu gestalten. Ansonsten haben die neuen Entwickler freie Bahn – ich stelle die beiden Domains loudblog.de und loudblog.com zur Verfügung und verspreche ansonsten, mich zurückzuhalten. PayPal-Spenden werden natürlich umgeleitet, sobald die erste neue Version erscheint. Soviel ist das aber nicht :-)

Ach ja, ich werde bei den »alten« Versionen von Loudblog noch im Alleingang etwaige Sicherheitslücken schließen und Inkompatibilitäten beseitigen, bis es eine neue Version vom neuen Team gibt. Mit neuen Features fange ich jetzt aber nicht mehr an!

Noch Fragen?

Sicher. Aber ich kann nicht so viel schreiben, ohne meine Leser zu langweilen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn Ihr Euch einfach melden würdet, falls Ihr Interesse habt. Allgemeine Fragen können wir auch gerne in den Kommentaren diskutieren. Ansonsten schreibt mir eine kurze Mail, und dann lasst uns telefonieren, denn mündlich kann man viel mehr Details in viel kürzerer Zeit besprechen!

Eine Sache noch: Ich habe das bisher noch nicht auf der Loudblog-Website veröffentlicht, weil ich zunächst einmal gucken möchte, ob es auch deutschsprachige Entwickler gibt, die mitmachen wollen. Es fällt mir viel leichter, die Übergabe zu machen und auch später noch mitzuhelfen, wenn man sich in der Muttersprache zusammentun kann. Grundsätzlich aber gilt natürlich Dogma 7, und interessierte Entwickler weltweit sollen letztendlich mitmachen können!

P.S.: Ach ja, bitte diesmal keine angepissten Kommentare wegen Verantwortung und im Stich lassen usw. Ich kann das wirklich nicht mehr leisten! Und bevor das Projekt noch weitere Monate vor sich hindümpelt, mache ich lieber progressiv einen deutlichen Schritt. Dankesehr.

Nachtrag 28.2.2007: So, vielen Dank für die Resonanz. Es gibt nun einen Nachfolger, mit dem ich ich jetzt gemeinsam abspreche, wie Loudblog weitergehen soll. Sobald das spruchreif ist, gibt’s mehr Informationen!