Musik ohne Computer

Mir ist vorhin noch ein Detail eingefallen, dass ich teilen möchte. Es geht um das Konzert von Jean Michel Jarre, für das ich vor einigen Wochen noch eine Karte zu vergeben hatte.

JMJ mag es gerne, vor oder während seiner Konzerte direkt zum Publikum zu sprechen und dabei einige seiner mitgebrachten Gerätschaften zu erklären, also die ganzen über 30 Jahre alten Synthesizer. Das besondere an dieser Oxygene-Tour war, dass er zusammen mit drei weiteren Musikern das komplette erste Oxygene-Album von 1976 live auf der Bühne aufführte – mit den originalen analogen Geräten von damals und komplett ohne Samples – die waren damals nämlich noch nicht so richtig erfunden. Man legte großen Wert auf Authentizität.

Was mich zum Schmunzeln brachte, war die Ausdrucksweise: »There are no digital sequencers or computers on stage tonight.« Es erscheint aus heutiger Sicht absurd zu behaupten, dass keine Computer im Einsatz seien, wenn sich gleichzeitig geschätze 80 bis 90 Synthesizer und Keyboards auf der Bühne türmen. Aber so ist es: Die Keyboards von damals waren in der Tat keine Computer! Es waren analoge Schaltkreise mit Kondensatoren und Röhren und Oszillatoren. Doch Silizium, Prozessoren oder gar Software war zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Spiel. Die Musik von Jean Michel Jarre mag für meine Großeltern zwar wie »Computermusik« klingen, aber genau das ist es eigentlich nicht, im Gegenteil: Heutzutage kommt Musik ja sehr häufig tatsächlich aus dem Computer, nur hört man ihr das nicht mehr an, weil sie viel mehr auf Basis von Samples entsteht und seltener auf Basis von elektronischen Klängen.

Auf jeden Fall vermag Oxygene auch nach über 30 Jahren immer noch zu flashen! Wir wankten etwas benommen und benebelt aus der Alten Oper und erlebten einen sehr spannenden, historisch und musikalisch wertvollen Abend.