Bergmann/Bormann: AJAX

Prinzipiell gibt es meist zwei Ansätze, eine neue Technik/Sprache/Software zu erlernen. Die einen »machen einfach mal«. Sie probieren, scheitern, googlen, testen, tasten sich ran und bekommen es am Ende meist irgendwie hin, ohne jedoch exakt zu wissen, was sie da eigentlich gemacht haben. Die anderen Menschen gehen systematischer vor, nehmen sich Zeit, kaufen sich ein Buch und arbeiten es durch. Probieren die Codebeispiele, lassen sich in die Grundlagen einweisen und befolgen den Rat der erfahrenen Buchautoren.

Der Vorteil der ersten Methode: Man kommt schnell zu sichtbaren Ergebnissen. Der Vorteil der zweiten Methode: Man versteht die Hintergründe und kann nach einer längeren Anlaufphase effizienter und fehlerfreier arbeiten.

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Ajax

Ich bin ja eher ein Typ der Sorte 1, stets ungeduldig und auf pragmatische Erfolgserlebnisse aus. Von daher bin ich weniger die Zielgruppe von »Ajax – frische Ansätze für das Web-Design« von Olaf Bergmann und Carsten Bormann. Was aber nicht heißen soll, dass das Buch nicht zu empfehlen ist. Im Gegenteil.

Die beiden Autoren gehen erst einmal einen Schritt zurück, beleuchten nach einem kurzen Appetizer die Hintergründe zur »nachhaltigen Webentwicklung«, lassen dabei natürlich die Webstandards und das 3-Schichten-Modell nicht aus und biegen dann geradewegs in die Welt der professionellen JavaScript-Entwicklung ein. Es wird klar gemacht, wo beim Einsatz von JavaScript im Allgemeinen die Fallstricke liegen und was viele unerfahrene Coder falsch machen.

Erst relativ spät kommt wirklich das XMLHttpRequest ins Spiel, und auch hier wird nicht darauf verzichtet, die exakten Abläufe auf Server und Client zu erläutern, und was da eigentlich genau passiert. Daraufhin geht’s um Frameworks, denn obwohl alles ganz genau untersucht und erklärt wird, empfehlen die Autoren ganz klar den Einsatz von fertigen Bibliotheken, damit einem unnötige Arbeit erspart bleibt. Drei Beispiele werden genauer unter die Lupe genommen (Sajax, Sarissa und Prototype), und auch Tipps für das Zusammenspiel der drei gegeben. Hier beginnt dann eigentlich auch erst der wirklich praktische Teil des Buches, bei dem man selber eine Idee davon bekommt, wie man nun an die Sache rangeht, wenn man eine Ajax-Anwendung realisieren möchte.

Bevor das Werk dann mit einem umfangreichen Anhang abschließt, gibt es noch einen sehr schönen Diskussionsteil, bei dem Vor- und Nachteile besprochen werden und dabei natürlich auch ein wenig der Blick über den Tellerrand gewagt wird. Eine runde Sache zum Abschluss.

Ein wenig aufgesetzt wirken die »Übungen«, die am Ende jedes Abschnittes angeboten werden. Der Lehrer verteilt die Hausaufgaben! Ich wüsste kaum jemanden, der diese Aufgaben tatsächlich erledigt. Auch insgesamt gesehen ist die Sprache sehr akademisch und trocken – ein exaktes, wissenschaftlich angehauchtes Buch. Nicht umsonst ist es im Teia Lehrbuch Verlag erschienen. Schließen wir also den Kreis zum Beginn meines Eintrages: Wer schnell und rotzig ins Ajax-Geschäft einsteigen sollte, ist mit Google und Blogs besser bedient. Wer sich das ganze systematisch aneignen will und verstehen will, was da genau passiert und worauf man achten muss, der sollte die 17 Euro investieren. Allerdings sind Vorkenntnisse in modernem HTML/CSS und JavaScript in jedem Falle nötig, sonst wird man weniger Freude haben.

(Olaf Bergmann, Carsten Bormann)

Ach ja: das Layout ist  … weniger schön. Der Satzspiegel klebt extrem am Seitenrand, die Schriftmischung weiß nicht wirklich zu überzeugen – kein visueller Augenschmaus, aber ja: Ich weiß natürlich, dass es hier um den Inhalt geht.