Das Base-Mobil führerlos

Seit einer Woche und zwei Tagen darf ich nun also wieder meine Hände ans Lenkrad sowie meine Füße an die Pedale setzen – die drei Monate Fahrverbot endeten mit der triumphalen Erkenntnis, dass Autofahren eigentlich scheiße und Zugfahren eigentlich ultra-korrekt ist. Eigentlich.

Wie es dazu kam, die ganze peinliche Story und natürlich das schon wirklich legendäre Fahndungsfoto könnt ihr genau hier bewundern. Fazit: Höchststrafe für den Verkehrssünder Gerrit van Aaken. Zum Glück blieben mir Handschellen und Pranger auf dem Mainzer Marktplatz erspart.

Dennoch verdaute ich die ganze Geschichte schnell, blieben mir doch immerhin vier Monate Spielraum, innerhalb dessen ich mein Fahrverbot antreten konnte. Mitte Januar war dann die Gelegenheit günstig – und ich willig. Somit begann mein Leidensweg zunächst mit dem Kauf einer fetzigen Bahncard für überraschenderweise nur € 70,00 – eine faire Geste der DB. Denn da die Fahrt von Mainz nach Würzburg (und umgekehrt natürlich auch) ohne Umsteigen kartenlos exakt gesalzene € 31,80 kostet und ich zwecks Isa-Besuchen auch ziemlich häufig diese Strecke zurücklegte, amortisierte sich die Anschaffung der Bahncard innerhalb von nicht viel mehr als dreißig Nanosekunden – so in etwa.

Bahnfahren ist an sich funky. Die Züge fahren präzise jede Stunde und haben nie mehr als 20, aber auch nie weniger als fünf Minuten Verspätung. Das Bordpersonal ist freundlich. Die Mitreisenden meist auch. Es ist leise und warm und hell. Und man kann fast zeichnen – naja, ein bisschen zu sehr wackelt es dann doch. Also meist Lesen: Das bahn-Magazin mit aufreizend langweiligen Themen konnte ich in weiten Teilen auswändig. Aber genug gemotzt, immerhin kam ich sicher und bequem ans Ziel.

Das BaseMobil kam – nach wochenlanger Zwangsstilllegung – im zweiten Teil der aaken’schen Strafverfolgung doch noch unter die Obhut meine Süßen, die so sorgfältig wie überzeugend die Benutzung meines gelben Flitzers übernahm. (Beim nächsten Mal kriegt sie ihn natürlich wieder!) Insgesamt zwei Mal konnte ich mich durchsetzen und durfte den Wagen in kniffelige Parklücken einparken – beides Momente unfassbaren Glückes, doch leider nur von kurzer Dauer.

Gerrit und Die Bahn-Logo

Schön. Ich hatte mir geschworen, die Mädels und Jungs vom Polizeiamt in Magdeburg, denen ich meinen geliebten Lappen anvertraut hatte, so richtig zur Sau zu machen für den Fall, dass sie mir das Kleinod nicht rechtzeitig zurückschicken sollten. Pustekuchen. Bereits vier Tage vor Ablauf der Frist hielt ich das Teil wieder in den Händen, allerdings natürlich mit der Auflage, es erst am Montag, den 14.4.2002 ab 0.00 Uhr wieder zu verwenden.

Daran hält man sich gerne! Die erste Fahrt von Lengfeld aus nach Würzburg/City war ein Traum. Hui, ging das schnell und einfach. So richtig geflutscht hat es. Dann auf die Autobahn und nach ungefähr drei Minuten wurde mir wieder klar, wie sehr ich Autofahren hasse. Dieses ewige Aufpassen müssen, dieses endlose Überholen und Überholen lassen. Diese nervigen Raser und ebenso nervigen Schleicher. Alle sind doof. Und Autofahrer/n sowieso.

Ich schwöre: Bahnfahren ist um Längen besser, aber leider fast dreimal so teuer. Keine Staus, keine Ampeln, keine Gefahr. Man kann sich entspannen, ein Nickerchen halten, ein Frutiger-Buch lesen, sich mit Mitreisenden unterhalten, träumen, SMS sortieren, iBooks und TiBooks bewundern (in ICEs sind 50% der Notebooks von Apple), Disney-Filme gucken, Bahnhofstypografie analysieren und noch vieles vieles mehr machen.

Macht mit! Wer genug Geld hat, sollte Bahn fahren. Es ist wirklich sehr sehr funky.